Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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26SEP2020
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Es ist schon merkwürdig: Da erscheint unsere Welt vollständig enträtselt. Wir gucken mit Fernrohren in die Tiefen des Universums und haben Theorien, wie es am Anfang war. Wir enträtseln Geheimnisse im Großen und Kleinen. Nicht-Wissen? Fehlanzeige. Deshalb halten auch viele die Schöpfungsgeschichten der Religionen für bloßen Humbug. Aus einer Zeit, die wir schon lange hinter uns gelassen haben. Denn: Die Welt ist entzaubert, alles lässt sich erklären. So lautet das Credo.

In den letzten Jahren findet sich eine Gegenbewegung dazu. Denn je mehr wir wissen, desto rätselhafter erscheint vieles. Ein Beispiel: Da gibt es im Weltall die dunkle Materie. Sie wird deshalb „dunkel“ genannt, weil niemand genaueres weiß. Physiker sind überzeugt, es muss sie geben, sonst könnte unser Sonnensystem gar nicht funktionieren. Aber sonst ist die dunkle Materie eine große Unbekannte. Sie bleibt geheimnisvoll.

Und selbst wenn immer mehr erklärt wird: Ich kann trotzdem Schönheit wahrnehmen und Staunen. Unglaublich finde ich, wie Tiere im Laufe der Evolution ganz unterschiedliche Gestalt annehmen, unzählige Formen und Farben annehmen, um zu überleben und ihre Gene weiterzugeben. Noch erstaunlicher ist: Es gibt dann andere Tiere, die diese Formen und Farben auch wahrnehmen. Die Schönheit oder Pracht überhaupt erkennen können. So wie ich auch, der staunt über eine scheinbar enträtselte Welt.

Eigentlich ist es für mich so: Je mehr ich weiß, desto mehr kann ich mich vom Zauber der Welt, des Universums, des Lebens verzaubern lassen. Wenn ich nur wahrnehme, was alles ist und sich entwickelt. Wenn ich offen bin für diese Wunder. Offen bin für das, was die Religionen Schöpfung nennen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31720
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