Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Auch das gibt es. Zeiten, in denen einem alles zu viel ist. Zeiten, in denen man nichts mehr sehen, hören, schmecken, riechen und fühlen will. Alles wird zur Last, auch das Leben selbst.

Das ist so menschlich, dass es sogar in der Bibel steht. Der Prophet Elia war so ein Kandidat. Nach einem langen Kampf, den er am Ende verloren hat, ist er auch am Ende seiner Kraft.
Also entlässt er seinen Diener und geht allein in die Wüste hinein,
weiter und weiter bis zum Abend.
Denn die Wüste war genau das Richtige für ihn – alles ausgetrocknet und leblos wie er.
Am Abend setzt er sich hin und sagt sich: „Jetzt ist es genug. Genug gekämpft, genug geeifert, genug sich aufgeregt. Lass gut sein, Gott.“ Und dann legt er sich hin und will sterben.
So eine Wüste ist doch der ideale Ort zum Sterben, sagt sich Elia,
während er langsam in den Schlaf hinüberdämmert in der Hoffnung, nie mehr aufzuwachen.

Aber ganz so hat sich das Gott nicht gedacht.
Natürlich hat er Verständnis für den Überdruss und die Müdigkeit von Elia.
Was Überdruss angeht und Stress, da kennt sich Gott ziemlich gut aus.
Wie oft hat er sich schon seine göttlichen Haare über die Menschen gerauft,
weil die so störrisch sind. Um ein Haar hätte er ja alle einmal in einer Sintflut ersäuft,
so zornig war er über die Menschen, so sehr hatte er die Nase voll von ihnen.
Aber dann hat doch seine Liebe immer wieder die Oberhand gewonnen.
Und so schaut er seinen Diener Elia liebevoll an.
Die menschenleere Wüste ist nicht zum Sterben gedacht, sagt er zu ihm.
Schlaf erst mal aus und komm zur Ruhe.

Dann schickt er ihm frisches Wasser und geröstetes Brot und lässt ihn sich satt essen. Anschließend schläft Elia sofort wieder ein.
Die Prozedur wiederholt sich: Essen, Trinken, Schlafen.
Danach hat Elia all die guten Gründe fürs Sterben wieder vergessen
und fühlt sich wie neu geboren.

Wüste, Wasser und Brot – so einfach ist das.
Manchmal verflüchtigt sich ein Weltuntergangsszenario schlicht in der Wüste, bei Wasser und Brot. Denn wer es bis tief in seine Wüste hineingeschafft hat, der darf fest damit rechnen,
dass Gott ihm einen Engel schickt. Mit einem Krug Wasser und einem Laib Brot unterm Arm.
Und dem schlichten Satz: Junge, steh auf. Du hast noch einen weiten Weg vor dir.
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