Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Den ganzen Tag Schafe hüten? Mitten in der Wüste? Und nicht einmal die eigenen?
Mose macht das alles nichts aus. Dass er weit unter seinen Möglichkeiten lebt,
dass er viel mehr Energie in sich spürt als er ausleben kann,
dass er manchmal so eine seltsame Sehnsucht nach – er weiß es selber nicht – hat,
das kann er sich nicht erklären. Und will es auch nicht.
Die Bibel erzählt uns, dass Mose mit seinem einfachen Leben zufrieden war.
Abgeschieden lebte er mit Frau und Kind bei seinem Schwiegervater in der Wüste.

Und gerade hier, wo man mit wenig auskommen muss, begegnet ihm Gott.
Gott hat einen Auftrag für ihn: Mose soll das Volk Israel aus Ägypten führen.

Nun hat Mose schon manches Mal übermütige Träume gehabt, aber das –
das geht ihm dann doch zu weit.
Wer bin ich, so eine große Aufgabe zu übernehmen?, fragt er Gott.
Dem, was du vorhast, bin ich nicht gewachsen. Das ist eine Nummer zu groß für mich.
Also lass mich lieber hier in Ruhe bei meinen Schafen bleiben. Und überhaupt, wer bist denn du?

Und da entspinnt sich ein wunderbarer Austausch zwischen zwei Unbekannten.
Wer ich bin?, sagt Gott. Ich bin, der ich bin.
Und wenn dich später jemand fragt, wer dich geschickt hat, dann sagt ihm:
der „ich bin’s“ hat mich geschickt.“
Aha, denkt sich Mose, das klingt ein bisschen nach Eins gleich eins,
ist aber doch eine klare Botschaft.
Offensichtlich will er nicht, dass ich ihn in eine Schublade stecke oder ihn auf ein Bild festlege.
Nun gut: dieser Gott heißt: ich bin ich. Oder auch: ich bin für dich da. Mehr will er nicht sagen.

Es dauert eine Weile, aber dann versteht Mose, was Gott ihm damit sagen will. Nicht nur über sich selbst, sondern auch über ihn, den Mose. Nämlich: lass dich nicht auf eine Rolle festlegen. Sei du selbst und trau dir etwas zu. Denn ich bin ich und ich bin für dich da. Mehr ist nicht zu sagen.

Du hast gelernt, mit wenig auszukommen, hast gelernt, in der Wüste zu überleben.
Aber ich, der „ich bin ich“, habe mehr mit dir vor. Und nun vertraue mal auf deine innere Stimme, die dir schon längst gesagt hat, dass deine Zeit in der Wüste ein Ende haben wird.
Ich bin ich. Und du bist du. Und nun geh los.

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