Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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18JUL2020
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Ostern 1938 im KZ Buchenwald. Die Gefangenen sind zum Appell angetreten. Plötzlich hören sie die Stimme des Häftlings mit der Nummer „2491“. Aus einer Gefängniszelle ruft er ihnen zu: „Kameraden, hört mich. Hier spricht Pfarrer Paul Schneider. Hier wird gefoltert und ermordet. So spricht der Herr: Ich bin die Auferstehung und das Leben!“Dann bricht die Stimme ab. Mit Peitschenhieben und Faustschlägen bringen SS-Männer den „Prediger von Buchenwald“ zum Schweigen.

Eigentlich hätte Paul Schneider jetzt den Ostergottesdienst in der evangelischen Gemeinde von Dickenschied im Hunsrück feiern sollen. Aber Schneider ist für die Nationalsozialisten ein Staatsfeind. Offen lehnt er den Rassenwahn des Regimes ab. Mehrmals sperrt ihn die Gestapo ein. Schließlich soll er aus dem Rheinland ausgewiesen werden. Von der Kirchenleitung kann Schneider keine Hilfe erwarten.Sie arbeitet mit den Nationalsozialisten zusammen. Aber Paul Schneider bleibt in Dickenschied – die Gemeinde unterstützt ihn. Man schreibt sogar einen Protestbrief an Hitler. Darin steht das Bibelwort: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ (Apg 5,29)

Jetzt schlagen die Machthaber zu: Sie überstellen den unbeugsamen Pfarrer ins KZ Buchenwald. Paul Schneider sieht seine Frau und die sechs Kinder nicht wieder. Nach einem Jahr Haft in einer Einzelzelle tötet ihn der Lagerarzt mit einer Giftspritze. Das war am 18. Juli 1938, heute vor 82 Jahren.

Paul Schneider ist einer von mehr als 1000 Geistlichen, die in den Konzentrationslagern des „Dritten Reiches“ starben. 95 % von ihnen waren katholische Priester.

Ich bewundere den Mut und den Widerstandsgeist dieser Männer. Ihr Martyrium darf nicht vergessen werden. Gerade heute ist ihr Glaubenszeugnis so wichtig. Denn Hass, Gewalt und Menschenverachtung sind ja auch aus unserem Land leidernicht verschwunden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31311
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