SWR3 Gedanken

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17APR2020
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Eine verkehrte Welt: Wer hätte vor drei Wochen gedacht, dass die Krankenpflegerin, der Mann an der Supermarkt-Kasse, oder die Frau bei der Müllabfuhr „systemrelevant“ sind – also unersetzlich? Spätestens heute ist klar: Wenn die zuhause bleiben würden, dann wäre das Chaos perfekt. Systemrelevant heißt: Etwas oder jemand ist so wichtig, dass man nicht darauf verzichten kann, ohne dass alles zusammenbricht. Mein Eindruck war, dass das bisher nur für große Banken gegolten hat. Einige davon wurden in der Banken-Krise als „too big to fail“ eingestuft, das heißt, man hat mit allen Mitteln versucht, sie zu retten. So ähnlich war es in den vergangenen Wochen mit den Leuten im Krankenhaus oder in den Supermärkten.

Ich glaube, für Gott sind alle Menschen systemrelevant. Ich glaube daran, dass jeder einzelne Mensch wichtig ist, egal, ob er ein Krankenhaus leitet oder ob er auf der Straße sitzt. Wenn ich die Geschichten von Jesus in der Bibel ernst nehme, dann gehe ich sogar noch ein Schritt weiter und sage: Grade die, die in unserer Wirtschaft durchs Netz fallen, liegen Gott besonders am Herzen. Die, die krank sind oder die Leute, die gar nicht daheimbleiben können, weil sie kein Zuhause haben oder von dort fliehen mussten. Sie sind für Gott „too big to fail“, also zu wichtig um sie scheitern zu lassen.

Das hört sich alles andere als unparteiisch an; und das kann mich manchmal auch ganz schön verunsichern, gerade wenn es mir gut geht. Aber das Gefühl zu kurz zu kommen habe ich trotzdem nicht. Mein Glaube hilft mir eher dabei, dass ich mich solidarisch zeigen kann mit anderen Menschen. Und gerade in Zeiten wie jetzt ist das ganz besonders wichtig.

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