SWR2 Wort zum Tag

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Jetzt im Sommer nutze ich gerne jede Gelegenheit, um ins Wasser einzutauchen: weit hinausschwimmen in einem See, im Meer die Kraft der Wellen spüren,  oder mich von der Strömung in einem Fluss treiben lassen. Wasser – das bedeutet Erfrischung, Kühle, Lebendigkeit. Ohne Wasser kein Leben. Das merken wir immer deutlicher, weil die Trockenperioden bei uns immer länger werden.

Kein Wunder spielt das Wasser auch in den Religionen eine große Rolle. Im Christentum ist die Taufe das Ritual, mit dem man in die Kirche aufgenommen wird. Ursprünglich wurde man regelrecht im Wasser untergetaucht, um dann als neuer, zu Jesus Christus gehörender Mensch wieder aufzutauchen. Symbolisch wird dabei Sterben und Auferstehen erfahren. Wasser ist nämlich nicht nur das Ursymbol des Lebendigen, sondern auch der Zerstörung und des Todes. Und um beides  geht es bei der Taufe. Als Menschen sind wir sind Krankheiten und Katastrophen ausgeliefert, Ängsten und Aggressionen, dem Bösen um uns herum und in uns selbst – letztlich dem Tod. Das zieht uns nach unten, in die Tiefe. Aber mit Jesus können wir auftauchen zu neuem, ewigem Leben.

Auch Jesus hat sich diesem Ritual unterzogen – im Jordan ließ er sich von Johannes taufen. Als er aus dem Wasser auftauchte, da hörte er die Stimme Gottes: „Du bist mein geliebter Sohn“. Es gibt etwas, das stärker ist als alles, was uns nach unten zieht. Jesus hat es erfahren : Gott. Nicht einer, der irgendwo weit weg ist, ein abstraktes Prinzip. Sondern wie eine lebendige Quelle, die unseren Durst löscht. Diese Quelle wollte Jesus allen Menschen erschließen. So ist er an den See Genezaret gegangen und hat Menschen um sich gesammelt. Die ersten Jünger waren Fischer, immer wieder ist Jesus mit ihnen auf den See hinausgefahren. Ob er das Wasser geliebt hat? Ob er schwimmen konnte? Wir wissen es nicht. In der Bibel steht, dass er übers Wasser ging. Und dass er einen Sturm mit einem Wort zum Schweigen bringen konnte. Unglaubliche Geschichten! Ich verstehe sie so, dass das Zerstörerische, Dunkle, Chaotische keine Macht über Jesus hatte. Er stand darüber, weil er mit Gott verbunden war. Ganz eingetaucht in seine Liebe.

Wie das sein kann? Ein bisschen davon kann ich beim Schwimmen erahnen, wenn ich am ganzen Körper das Wasser spüre, das mich trägt. So trägt und umhüllt mich auch Gottes Liebe – in allen Wassern des Lebens. Ich finde, das ist eine wunderbare Zusage.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29104
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