SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

‚Schabbaba kä Geld‘ flüstert eine Frau. Sie kommt zu uns in die Kirche. Es ist Vesperkirchenzeit und es gibt jeden Tag Essen für Bedürftige. Die Frau guckt voll Scham und Sehnsucht in die Behälter an der Essensausgabe und jemand von den Verantwortlichen sagt zu ihr: ‚Sie müssen sich einen Bon holen an der Kasse, dann setzen sie sich hin, dann werden sie bedient.

‚Schabbaba kä Geld‘.Zum Glück hat die Verantwortliche sofort verstanden was die Frau meint, auch wenn es nur leise hingeflüstert war: ‚Ich habe aber kein Geld‘.‚Egal sie bekommen trotzdem einen Bon und dann bekommen Sie ihr Essen gebracht.‘ Sie guckt immer noch sehnsüchtig und auch etwas erstaunt. ‚Schabbaba kä Geld‘ bleibt mir hängen, der beschämte Tonfall und der sehnsüchtige Blick aufs Essen. Dass es das wirklich gibt, in unserem reichen Land, das irritiert und beschämt mich immer wieder. Dass es so leicht ist, zwischen Hartz IV Sanktion, oder der Notwendigkeit im Januar erstmal Medikamente zu zahlen. Dann auf einmal gar nichts mehr zu haben. Nicht um die Heizung zu zahlen, nicht für Strom, nicht für Essen.

Wir können helfen, aber wir schaffen die Armut nicht ab. Aber die Sehnsucht bleibt nach einer Welt, die anders funktioniert, in der der Klang dieser Worte einfach verschwindet: ‚Schabbaba kä Geld.‘

Vielleicht arbeiten deswegen so viele mit in der Vesperkirche; sechzig Ehrenamtliche jeden Tag, fast siebenhundert im Lauf der vier Wochen. Weil so viele diese Sehnsucht teilen, nach einer Welt, die keinen Rand hat, hinter dem die allerärmsten einfach verschwinden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28173
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