SWR2 Wort zum Tag

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Ein 15-jähriges-schwedisches Mädchen hat meinen ganzen Respekt eingeheimst. Sie geht einfach nicht mehr zur Schule. Sie macht einen Schulstreik für das Klima. Vor den schwedischen Parlamentswahlen im letzten September hat sie so darauf aufmerksam gemacht, wie schlimm der Klimawandel ist. Das Mädchen heißt Greta Thunberg und ist innerhalb kurzer Zeit sehr berühmt geworden. Denn sie findet klare Worte an Menschen wie mich. In einem Interview hat sie gesagt:

"Wir Kinder tun oft nicht das, was ihr Erwachsene uns sagt. Wir tun das, was ihr tut. Und weil euch Erwachsenen meine Zukunft total egal ist, ist sie mir das auch. Mein Name ist Greta, und ich bin in der neunten Klasse. Und ich bestreike die Schule für das Klima bis zum Tag der Wahl." (Greta Thunberg)

 Greta hat das durchgezogen. Ihre Aktion schlägt Wellen bis heute. Andere Jugendliche und Schulen haben mitgemacht und damit der Öffentlichkeit gezeigt: Die nachfolgende Generation wird laut und ungemütlich. Die Jugendlichen wollen, dass wir Erwachsene Verantwortung übernehmen. 

Ich fühle mich ertappt. In meinem Urlaub mag ich es, in weit entfernte Länder zu reisen – mit dem Flugzeug natürlich, denn das ist am bequemsten.

Und ich esse auch nach wie vor gerne ein ordentliches Stück Fleisch.

Greta hat mit 15 Jahren beschlossen, nicht mehr zu fliegen. Sie hat erfahren, wie viele Emissionen pro Flug freigesetzt werden. Sie ist konsequent, ganz im Gegensatz zu mir.

Greta isst auch kein Fleisch mehr. Sie lebt vegan. Da für die Massentierhaltung viel Wasser verbraucht wird und große Flächen benötigt werden.

Greta hält mir den Spiegel vor. Ich weiß, dass das Klima sich wandelt. Und ich versuche hin und wieder mein Gewissen zu beruhigen. Aber eben nicht völlig konsequent. Eigentlich will ich ja auf Fleisch verzichten, aber manchmal packt mich der Heißhunger und ich gehe Burger essen oder hole mir einen Döner.

Aus christlicher Sicht ist es eine ganz klare Sache: Wir haben die Verantwortung für die Erde, weil wir glauben, dass Gott sie geschaffen hat. Und zwar nicht nur für uns, sondern auch für unsere Nachkommen. Deshalb möchte ich mein Leben ändern. Für meine Nichten und Neffen, aber auch für Kinder und Jugendliche wie Greta, die mir zeigen, wie wenig mutig und radikal ich bislang in meinem Leben gewesen bin.

Ich möchte konsequenter werden und das geht schon auf ganz einfache Weise. Wenn ich saisonales Gemüse und Obst esse, bin ich nicht mit dafür verantwortlich, dass Emissionen für den Transport ausgestoßen werden.

Und ich kann ohne großen Aufwand meinen Strom über einen Öko-Strom-Anbieter beziehen.

Ich lebe in einer Großstadt, die es mir möglich macht, ohne Auto auszukommen. Ich muss nur den ersten Schritt machen und konsequent werden. Konsequent werden für das Klima, aber auch für die Menschen, die nach mir kommen.

Ich möchte das versuchen, auch, um als Christin weiterhin glaubwürdig sein zu können.

Anna Gold aus Mannheim von der katholischen Kirche

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27953
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