SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Dieser Brief ist maschinell erstellt und daher nicht persönlich unterschrieben.“ Immer wieder erhalte ich solche Briefe. Meistens kommen sie von einer Behörde, die mir mitteilt, dass ich meine Steuererklärung abgeben soll, oder dass ich mit dem Auto zu schnell gefahren bin. Bei dieser Form der Kommunikation kommt es vor allem auf die Botschaft, nicht auf die persönliche Beziehung an. 

Der große Briefschreiber im Neuen Testament ist der Apostel Paulus. Manchmal heißt es am Ende eines Briefes: „Schaut, das schreibe ich jetzt mit meiner eigenen Handschrift.“ (Galater 6,11) Vorher hat sich Paulus fremder Unterstützung bedient. Er würde heute sicherlich auch einen Computer zu Hilfe nehmen. Aber am Ende, da bin ich mir ganz sicher, trotzdem persönlich unterschreiben.

Für Paulus hat Kommunikation etwas Unmittelbares an sich. Etwas, was die Partner, die hier in Verbindung sind, ganz persönlich betrifft. Wenn er darauf hinweist, dass er die Briefschluss mit der eigenen Handschrift anfügt, weist er auf das Unverwechselbare in seiner Beziehung zu den Empfängern des Briefes hin.

Was für die Beziehung zwischen Menschen gilt, lässt sich auch auf die Beziehung zu Gott übertragen. Hier gibt es womöglich noch viel stärker eine Dimension, die nur in Formen einer direkten Beziehung zu denken ist. Dies gilt auch dann, wenn ich mich digitaler Hilfsmittel bediene, um gegenüber anderen von meinem Glauben an Gott zu reden. Für mich bleiben hier aber Form und Inhalt am Ende deutlich unterschieden. Gott ist kein anonymes Konstrukt, das sich auf eine Festplatte bannen lässt. Gott bleibt mir immer ein Gegenüber. Wie gesagt: Dies ist kein Plädoyer gegen digitale Techniken und Hilfsmittel, die nutze ich ja selber auch. Aber es ist der Hinweis auf eine bleibende Unterscheidung zwischen dem Kern der Beziehung zu Gott. Und der Weise, in der ich von Gott spreche. Beziehungen lassen sich zwar pflegen mit den Hilfsmitteln moderner Kommunikation. In ihrem innersten Kern geht es aber darum, dass ich als Mensch wahrgenommen und gesehen werden möchte.  Dass ich schmecke und sehe, wie Gott ist. Menschenfreundlich. Und mir zugewandt. Damit ich mich selber als Mensch, als Mitmensch erlebe.

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27939
weiterlesen...