SWR3 Gedanken

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Ich laufe mit meiner vierjährigen Tochter Mathilde über einen Friedhof. Da ist ein Grab von einem kleinen Jungen mit Foto. Mathilde entdeckt das sofort und es ist ihr klar: da ist ein Kind gestorben.

Es lässt sie nicht los und dann kommen die Fragen: Wie alt war der Junge? Kann der Junge im Himmel spielen? Wie macht er das denn, wenn sein Körper hier im Grab liegt? Muss ich auch sterben?

Ganz schön schwierig. Abends kommen dann die richtigen Hämmer: „Mama, ich will nicht als Kind sterben. Dann bin ich ja ganz alleine im Himmel. Und was macht ihr dann? Muss ich mir da eine neue Mama suchen?“ Ich stehe am Bett und heule.

Kinder zu erziehen ist echt herausfordernd. Ich erzähle ihr, wie ich mir das vorstelle nach dem Tod. Dass es bei Gott für jeden ganz schön ist und vielleicht genau so, wie ich es mir wünsche. Und ich glaube, dass wir uns wiedersehen oder uns erkennen, wenn wir tot sind.

Ich sage ihr aber auch, dass ich es nicht sicher weiß, weil ich ja noch nie tot war. Und ich kann ihr natürlich nicht versprechen, dass sie nicht als Kind stirbt.

So geht das drei oder vier Abende. Dann ist das Thema nicht mehr so groß.

 

Vor zwei Wochen ist die Mama einer Freundin gestorben. Mathilde kommt runter und sieht, dass ich weine. Ich erzähle ihr, dass Irmgard tot ist. Darauf sagt sie zu mir: „Aber Mama, Du musst doch nicht traurig sein. Irmgard ist doch jetzt bei Gott. Und der ist viel lieber als wir alle.“ Bingo, denke ich und staune über so kleine Menschen mit so großen Gedanken.

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