SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Heute hat der Papst Namenstag. Er hat sich ja   einen Namenspatron gewählt, der ein Programm ist: Franz von Assisi. Kaum ein Mensch der Christenheit ist, abgesehen von Jesus und Maria, so bekannt wie dieser Italiener aus der Toskana. Dass er die Einfachheit liebte, macht ihn attraktiv. Seine Liebe zu den Armen macht ihn glaubwürdig. Sein Sonnengesang gehört zu den schönsten Gedichten und Gebeten. Dessen erste Zeilen arkieren auch die Blickrichtung des Papstes:  Laudato si! „Gelobt seist du, o Herr mein Gott, um unserer Schwester willen, der mütterlichen Erde.“  Ja, Franz, der Minnesänger Gottes aus Assisi und Franziskus, der päpstliche Gefangene des Vatikans - sie verbindet die Liebe zur Schöpfung.  Sie dienen   dem Gott, der seine Schöpfung bewahrt und bewahrt sehen will - allen Widerständen zum Trotz.  Niemand hat sich so radikal in die Rolle Jesu begeben wie Franz von Assisi. Sein Sonnengesang knüpft an die Gleichnisse Jesu an, sein Lebensstil erinnert an die Lebensart Jesu. Allen Widerständen zum Trotz folgen beide jenem Geist, der die Schönheit der Welt im Blick behält und   in ihr Gottes Liebe erkennt. Und die soll das Gesetz des Zusammenlebens bleiben: Liebe zwischen allen Menschen, Liebe zu aller Kreatur und zu allen Dingen. Das entscheidende Stichwort dafür heißt Barmherzigkeit. Ohne dieses franziskanische Ja zur Schöpfung rasen wir weiter auf die Zerstörung der Erde zu. Ohne den Geist der Vergebung und der Geduld   behielte das böse Gesetz von Gewalt und Gegengewalt die Oberhand.

Was das konkret heißt, zeigt ein wunderbares Dokument von Franz von Assisi. Ein Ordenskollege, in der Leitung tätig und vielbeschäftigt, hatte ihm geschrieben; er wolle resignieren und sich zur Ruhe setzen. Die Mitmenschen gingen ihm zu sehr auf die Nerven. Franz schreibt ihm zurück und ermutigt ihn zum Bleiben. Er möge doch die Mitmenschen lieben trotz allem. Und dann der entscheidende Satz: „es darf keinen Bruder auf der Welt geben, mag er noch so schwierig oder schuldig sein, der deine Augen gesehen hat und dann von dir fortgehen müsste, ohne dein Erbarmen….“  Was für eine Maxime! Jeder Mensch, der mir begegnet, soll durch mich etwas von Gottes Liebe und Erbarmen zu spüren bekommen. Jeder Mensch soll durch mich bereichert wieder weg – und weitergehen. Das ist die Lebensart des heiligen Franz von Assisi, den wir heute feiern. Das sind Botschaft und Programm von Papst Franziskus.  Der braucht jetzt unser aller Unterstützung.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27296
weiterlesen...