SWR3 Gedanken

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Für mich ist das Meer wie Gott. Wenn ich im Sommer darin schwimme, umhüllt und trägt mich das warme Wasser. Wenn ich tauche, gelange ich an Orte, deren Tiefe unergründlich ist. Lege ich mich auf den Rücken, ist es, als könnte ich schweben zwischen Meer und Himmel. Ich fühle mich geborgen.

Und doch ist das Meer so weit, dass ich es nie fasse. Auch bedrohlich und fremd. Es schenkt Leben und es nimmt Leben. Es ist nicht mehr so leicht, das Meer einfach zu genießen, wenn ich am Mittelmeer stehe und weiß, dieses Meer ist ein Massengrab.

Das ist nicht zufällig. Es wird als Grenze missbraucht, um Menschen, die vor Krieg und Verfolgung, vor Armut und Hunger fliehen, abzuwehren. 2015 überlebte jeder 38. die Fahrt über das Mittelmeer nicht. In diesem Sommer, seit Juni, ertrinkt jeder 6., bei dem Versuch sich zu retten. Weil der Innenminister Salvini in Italien die Häfen geschlossen hat. Weil Seenotretter zu Kriminellen gemacht werden. Selbst ein Schiff von Frontex der EU-Grenzschutzbehörde darf nicht mehr in den Hafen. Das Seenotrettungsflugzeug von seawatch ist beschlagnahmt. Das ist die Organisation, die die Rettung Schiffbrüchiger im Mittelmeer ehrenamtlich organisiert. Diese Beschlagnahmung soll verhindern, auch nur zu zählen, wie viele Geflüchtete da sind und wie viele umkommen. Geschweige denn je ihre Geschichten zu erfahren.

Demonstranten in Italien rufen ‘Meno Salvini – piu salvati!’ -

‘Weniger Salvini – mehr Gerettete.’ Und erklären: ‚Wir schämen uns dafür, dass die Stimme Italiens in der Welt als Stimme der Unmenschlichkeit gehört wird. Wir lassen es nicht weiter zu, dass dies die einzige Stimme bleibt.’

Wenn bei uns Politiker Witze über Abschiebung machen, dürfen Christen nicht länger schweigen! Macht den Mund auf, auch Geflüchtete sind Kinder Gottes!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26893
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