Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Du musst dich anstrengen, dann schaffst du es. Und wenn du es nicht schaffst, dann hast du dich nicht genug angestrengt.“ Das scheint die Regel für Erfolg und Gelingen zu sein. – Aber: Stimmt das eigentlich?

Irgendwann kommt der Junge mit einer 5 in Mathe nach Hause. Kurvendiskussion. Das hat er alles nicht verstanden. „Streng dich an, dann schaffst du es“, sagt seine Mutter.

Er strengt sich an, ernsthaft. Fragt Freunde, dass sie ihm helfen– aber er kommt einfach auf keinen grünen Zweig. Immer heißt es: Du hast dich nicht genug angestrengt. Er fühlt sich als Versager, bekommt Angst vor der Schule. Aber liegt es wirklich an ihm, und dass er sich nicht genug anstrengt?

In einem alten Gebet aus der Bibel finde ich einen Gegenentwurf zu dieser Regel: „Wenn der Herr nicht das Haus baut, dann bauen die Menschen umsonst.“ Die Erfahrung, dass man manchmal umsonst arbeitet oder lernt, ist scheinbar uralt.

Damit etwas gelingt, muss noch etwas dazu kommen, das außerhalb meiner Möglichkeiten liegt. Manche nennen es Glück oder Zufall. In dem Gebet aber ist Gott die Kraft, die das Gelingen gibt. „Seinen Freunden gibt er es im Schlaf.“ Also genau dann, wenn ich gerade nichts tue und mich nicht anstrenge.

Dieses Gebet hilft mir, denn es macht mir klar: Es liegt nicht nur an mir ob eine Sache gelingt oder nicht. So kann ich leichter akzeptieren, wenn mal etwas nicht klappt, obwohl ich mich angestrengt habe.

Und immer wenn mir etwas gelungen ist und ich ein Ziel erreicht habe, dann weiß ich: Es war sicher gut, dass ich mich angestrengt habe. Aber es ist auch ein Geschenk vom Himmel, von Gott.

Der Schüler mit der 5 in Mathe hat übrigens im nächsten Schuljahr einen neuen Lehrer bekommen. Der hat sein Problem erkannt und den richtigen Weg gefunden, ihm alles zu erklären. Im Abi stand dann eine 2-Plus auf dem Zeugnis. Was für ein Geschenk!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26382
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