SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Meine Lieblingsnovembergeschichte ist die von der Fiedelgrille:
Als Kind hatte ich dazu ein Bilderbuch, so eins mit Löchern
zum durchgucken und durchfassen.
Die Geschichte erzählt von einem Streit:
da sind die Ameisen auf der einen Seite
immer emsig bemüht,
im Stechschritt am Arbeiten und Vorräte sammeln für den Winter
den Bau ausbaun’, sich Vorbereiten und Sorge tragen
Tag für Tag für Tag!
Unsympathisch!
Und dann ist da die Fiedelgrille
die fiedelt auf ihrer Geige den ganzen lieben Sommer lang
manche bleiben stehen und freun’ sich an der Musik
manche tanzen.
Das Leben ist ein Fest, da wo die Fiedelgrille ist.
Bis der Herbst kommt,
da steht sie da mit einem Schal
und versucht zu ignorieren dass es bald ganz vorbei sein wird
mit Wärme und Geborgenheit.
Die Ameisen ermahnen sie immer
und machen sich nun über sie lustig
wie sie dasteht, zerzaust und frierend.
Sie hat keinen Vorrat gesammelt.
Sie hat sich kein Haus gebaut.
Katzenjammer der Sorglosigkeit.
Es fängt an zu schneien, und die Fiedelgrille liegt schon am Boden.
Voller Angst zu sterben.
Da aber kommt der Maulwurf vorbei und der lädt sie ein:
„Komm zu mir nachhaus’! Ich wohne ganz allein
und was es bei mir zu essen gibt
das wird einen Winter lang für zwei reichen.
Du spielst für mich auf deiner Fiedel
das hält uns warm und holt den Sommer in den Bau
und ich koche für uns zwei.“
Und so verbringen die Fiedelgrille und der Maulwurf
einen wunderbaren Winter.
Jesus kannte diese Geschichte nicht
sonst hätte er sie bestimmt erzählt
als er seinen Freundinnen und Freunden sagte:
Sorget nicht für den morgigen Tag,
jeder Tag hat seine eigene Plage...
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