SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Jedes Mal, wenn ich nach dem Urlaub meinen Koffer auspacke, bin ich überrascht: Alles, was ich gebraucht habe, hat in diesen einen Koffer gepasst. Hemden, Hosen, Socken. Schlafanzug und Badehose. Regenjacke und Schuhe. Dazu die Zahnbürste, ein Kartenspiel für den Abend und ein Kriminalroman für den Strandkorb. Das hat gereicht, mehr brauchte ich eigentlich nicht.

Zuhause beim Auspacken komme ich dann ins Grübeln. Meine Schränke sind mit so vielen Dingen vollgeschichtet, aber im Urlaub reicht mir ein Koffer.

Dann denke ich darüber nach, dass zum Leben gar nicht so viele Dinge nötig sind. All die Sachen, die ich besitze, fordern meine Aufmerksamkeit. Ich muss sie in Schränke und Schubladen stopfen, ich muss sie waschen und instand halten, ich muss sie reparieren und ersetzen. Das kostet Zeit und Geld. Immer wieder denke ich: Weniger wäre mehr. Aber am nächsten Tag ertappe ich mich doch wieder dabei, wie ich noch ein Hemd kaufe, ein weiteres elektronisches Gerät anschaffe oder noch ein Buch erwerbe. Woher kommt das? Warum kaufe ich immer wieder neue Dinge, obwohl ein Koffer reichen würde?

Jesus hat einmal gesagt. „Macht euch keine Sorgen, was ihr essen und trinken und anziehen sollt. … Euer himmlischer Vater weiß, was ihr braucht“. Macht Euch keine Sorgen, sagt Jesus. Aber ich mache mir Sorgen. Das ist wohl der Grund, warum ich mich so vielen Dinge umgebe: Die Sorgen. Ich mache mir Sorgen, was die Zukunft bringt und darum kaufe ich ein Haus oder lege mein Geld in Wertpapieren an. Ich mache mir Sorgen, ob ich immer das Passende zum Anziehen habe und darum besitze ich lieber 40 Hemden als vier. Oder ich mache mir Sorgen, was die anderen Leute über mich denken, wenn ich nicht das neue Handy oder den großen Flachbildfernseher besitze.

Jesus sagt: Macht euch keine Sorgen. Gott weiß was ihr braucht. Er sorgt für euch.

Kann man das lernen, sich weniger Sorgen zu machen? Das Auspacken des Urlaubskoffers kann dabei vielleicht ein Anfang sein. Ich mache mir klar: Es reicht doch, was ich habe. Daran will ich dann wieder denken, wenn ich das nächste Mal einkaufen gehe und überlege, was ich an schönen Dingen jetzt anschaffen will. Es reicht doch. Ich brauche gar nicht so viel, denn Gott sorgt für mich.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24977
weiterlesen...