SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Ich lerne gerade immer mehr Menschen kennen, die in den Nachkriegsjahren etwas dafür getan haben, dass ich heute in Sicherheit und Wohlstand leben kann. Gehören Sie auch zu dieser Generation der Nachkriegsjahre? Und: Sagen Sie sich eigentlich von Zeit zu Zeit, dass Sie ihr Leben ganz gut hinbekommen haben?

Es gibt dafür ein ganz großes Vorbild. Die Bibel berichtet, dass Gott die Welt Stück um Stück geschaffen und verschönert hat. Jeden Tag ein bisschen mehr. Und immer wieder hat er sich das Ganze angeschaut und, so heißt es, gesehen, dass es gut war.

Sie waren fleißig und haben auf Vieles verzichtet. Sie haben getan, was getan werden musste und noch ein bisschen mehr und dann noch einmal ein bisschen mehr.

Sie konnten den Beruf, den Sie eigentlich lernen wollten, nicht lernen, also haben Sie etwas anderes gemacht. Sie haben einen Menschen kennen und lieben gelernt und mit ihm die Jahrzehnte ihres Lebens geteilt. Anfangs in einem kleinen Zimmer, später dann in einer kleinen Wohnung. Sie haben einfach gelebt, gespart und viele haben mit Freunden, Verwandten, mit Menschen aus der alten Heimat zusammen Häuser gebaut. Oder Sie haben sich eine Wohnung zusammengespart.

Sie haben ihre Kinder erzogen und manche gleich die Nachbarskinder mit. Es war nicht leicht, die Kinder mit allem zu versorgen, was nötig war. Viele haben als Eltern keine echten Vorbilder gehabt, die Kriegszeit hat den Vater genommen, die Mutter lebte im Ausnahmezustand. Man musste selbst herausfinden, wie das alles geht.

Sie haben sich lange keinen Urlaub leisten können und waren froh am Ausflug auf der Schwäbischen Alb oder an den Bodensee.

Vielleicht denken Sie, das alles sei nichts Besonderes? Das haben Tausende so gemacht? Aber Sie haben es eben auch so gemacht. Und meinen Respekt dafür haben Sie. Heute sieht das Leben vielleicht ganz anders aus. Die Kräfte sind aufgebraucht und Sie fühlen sich nicht mehr nützlich, sondern vielleicht sogar ein bisschen im Weg. Das ist das Alter, ja, aber das sagt sich leichter als es sich aushalten lässt.

Meine Bitte für Sie ist heute, dass Sie sich selbst einmal loben. Schauen Sie auf Ihr Leben. Sie haben etwas erreicht. Sie haben etwas geschafft und etwas geschaffen. Und es war gut. Respekt dafür.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24842
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