Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Das ist ja wie beim Friseur!“ Sagt mein Nachbar und sieht mir beim Buchsbaum schneiden zu.

Der Buchsbaum hat die Form einer Kugel. Wenn ich ihn im Sommer schneiden will, nehme ich dafür eine mittelgroße scharfe Schere. – Und zwar ohne Akku oder Stromanschluss. Dann lege ich Tücher um den Buchsbaum – um die Blätter aufzufangen. Und dann geht’s los: ich schneide und gucke und schneide und gucke. Schüttele Blätter raus und fühle nach. Dann schneide ich wieder und gucke und gucke noch mal von der anderen Seite. Passt die Rundung? Wird die Kugel gleichmäßig rund? Das geht immer so weiter. Und das braucht seine Zeit: für eine Kugel brauche ich etwa eine gute Stunde. Es gibt mehrere Kugeln.

Meine Mutter rümpft stets die Nase: „Willst du nicht lieber die Akkuschere nehmen? Das dauert doch sonst wieder so lange! In der Zeit könntest du schon so viel anderes tun!“

Ja sicher: Mit der elektrischen Schere wäre die eine Buchsbaumkugel in maximal 10 Minuten geschnitten. Vermutlich hätte ich dann in der ganzen Stunde schon alle Kugeln gestutzt.

Das will ich aber nicht. Ich finde das Schneiden mit der normalen Schere wunderbar. Ich mache dann nur das: Ich schneide den Buchsbaum und denke an nichts anderes. Besonders mag ich, wenn ich die Blätter rausschüttele: Die sind so weich und frisch. Ich weiß, das klingt seltsam. Es ist auch schwer zu erklären. Aber Buchsbaum schneiden mit einer Handschere tut mir einfach gut. Ansonsten hört man im Sommer samstagmorgens häufig die elektrischen Heckenscheren. Ein Geräusch, das mich nervt. Da lob ich mir doch das gleichmäßige leise Schneiden der zwei Klingen meiner Schere.

Gut, vermutlich ist das nicht für alle was. Aber wer mag, kann es ja einmal ausprobieren.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24639
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