SWR2 Wort zum Tag

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Wie wohl der Himmel aussieht - ein Thema, das die meisten Menschen irgendwann beschäftigt. Heute, am Reformationstag, möchte ich dazu Martin Luther zu Wort kommen lassen. „Ganz Himmel und Erde (wird) ein neues Paradies sein“, schreibt er, und für seine Kinder malt er ein ausgesprochen anschauliches Bild: „Da werden die Blumen, Laub und Gras so schön, lustig und lieblich sein wie ein Smaragd, und alle Kreaturen aufs allerschönste....alles, was dazugehört, Schafe, Ochsen, Vieh, Fische.... Da werden Ameisen, Wanzen und alle unflätigen stinkenden Tiere eitel Lust sein und aufs beste riechen.... jeder Mann so stark ... wie Adam; dieser war kräftiger als Löwen und Bären.... In der Elbe werden Perlen und Edelsteine fließen, die Wolken werden Münzen regnen lassen, und Bäume mögen silberne Blätter treiben und goldene Äpfel oder Birnen tragen (vgl.Bernhard Lang und Colleen McDannell, Der Himmel. Eine Kulturgeschichte des ewigen Lebens. Frankfurt 1990, 210)
Wir mögen heute lächeln über dieses Bild. Aber dahinter steht, daß Luther die Welt hochschätzt. Sie wird nicht vernichtet, sondern gereinigt und erneuert werden. Und das Wichtigste: Im Zentrum dieser erneuerten und gereinigten Welt steht für ihn Gott. Leben im Himmel ist in erster Linie„die vollendete Gemeinschaft mit Gott“.
Und was ist mit der Gemeinschaft miteinander? Die spielt keine große Rolle bei Luther. Den Menschen wird Gott allein genügen, Familienbande und irdische Hierarchien fallen weg. Bei Familie dachten die Reformatoren nämlich primär an Autoritätsstrukturen. Ehe bedeutet Herrschaft und Unterordnung, da es aber im Himmel keine Rangunterschiede mehr gibt, kann es auch keine Ehe mehr geben....daher kann nach Luther auch nur ein Tor sagen, “wenn mein Weib im Himmel ist, will ich nicht hin.“ (Lang 212 f)
In den Auseinandersetzungen, die zur Trennung der Kirchen geführt haben, war die Gestalt des Himmels übrigens kein strittiges Thema. Nicht wie es im Himmel ist, war das Problem, sondern wie der Weg dahin aussieht, wie man hineinkommt.
So traue ich mich auch, selber im katholischen Denken und Fühlen aufgewachsen, auch die mir vertrauten Bilder weiter zu bewahren und zu schätzen. Bilder von menschlicher Gemeinschaft und auch vom gemeinsamen Essen und Trinken. Dabei bin ich froh, daß wir wenigstens die Zeiten der getrennten evangelischen und katholischen Himmel endgültig hinter uns gelassen haben. Also wird es in jedem Fall eine gemeinsame Überraschung werden. https://www.kirche-im-swr.de/?m=2433
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