SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

"Macht hoch die Tür“ heißt eines der bekanntesten Adventslieder. Ich freue mich jedes Jahr, wenn der Advent da ist und ich wieder dieses Lied singen darf: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit“.

Genauso bewegend  wie das Lied ist aber auch die Geschichte, wie es entstanden ist. Das war vor fast 400 Jahren, mitten im Dreißigjährigen Krieg. In Königsberg in Ostpreußen war eine Kirche neu erbaut worden. Und es gab einen neuen Pfarrer für diese Kirche. Er hieß Georg Weissel. Im Advent 1623 wurde Georg Weissel in sein Pfarramt eingeführt. Doch so richtig freuen konnte er sich erstmal nicht an seiner neuen Stelle in Königsberg, denn es gab ein Problem. Viele seiner Gottesdienstbesucher kamen aus einem nahegelegenen Heim für arme und kranke Menschen. Normalerweise gab es einen kleinen Weg, der direkt vom Heim zur Kirche führte. Aber seit kurzem, war der verschlossen. Ein reicher Geschäftsmann hatte neben dem Heim seine Villa gebaut und den kleinen Weg mit einem großen Eisentor versperrt. Jetzt mussten die Bewohner des Heims einen großen Umweg machen. Das schafften viele kräftemäßig nicht und so konnten sie nicht mehr zum Gottesdienst kommen. Georg Weissel beobachtete das. Dann schrieb er sein Adventslied.

An einem Adventssonntag zog er mit einem kleinen Chor vor die Villa des reichen Mannes. Der öffnete neugierig sein Fenster und hörte erstmal, wie Georg Weissel eine kleine Predigt hielt. Am Ende sagte der Pfarrer dann: „Und nun, lieber Herr, will Jesus Christus auch zu Euch kommen. Öffnet ihm alle Tore und öffnet ihm auch Euer Herz“ Zum Schluss sang der Chor aus vollem Hals „Macht hoch die Tor, die Tür macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit“. Es wird erzählt, dass der reiche Mann daraufhin seine eisernen Tore wieder aufschloss, und die Armen und Kranken wieder direkt zur Kirche gehen konnten. –

Mir scheint: Dieser Mann hatte etwas verstanden: Advent heißt: Nicht nur die Türchen der Adventskalender öffnen, sondern sein Herz öffnen für Menschen, die Hilfe brauchen. Es kann sein, dass die gar nicht weit weg sind, sondern in Ihrer und meiner Nachbarschaft leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23353
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