SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

König Harald von Norwegen hat zu einer Gartenparty eingeladen. Das war Anfang September anlässlich seines 25. Thronjubiläums. Dabei hält er vor den 1500 Gästen eine Rede. Anfangs ist die nicht besonders aufregend. Der König spricht von der Schönheit des Landes und seiner Menschen. Alles eher harmlos bis langweilig. Bis die Rede plötzlich eine unerwartete Wendung nimmt. König Harald sagt dann wörtlich: „Norweger sind auch aus Afghanistan, Pakistan und Polen, Schweden, Somalia und Syrien eingewandert. Meine Großeltern kamen vor 110 Jahren aus Dänemark und England. 'Zuhause' ist da, wo unser Herz ist. Das lässt sich nicht immer mit Landesgrenzen beschreiben.“ Und weiter: „Norweger sind Mädchen, die Mädchen lieben, Jungen, die Jungen lieben, und Jungen und Mädchen, die sich gegenseitig lieben. Norweger glauben an Gott, an Allah, alles und nichts.“

Manche Zuhörer wundern sind, andere halten für einen Augenblick den Atem an. So politisch ist der ältere Herr, der ihr König ist, noch nicht oft geworden. Was für ein klares Bekenntnis zu einem offenen und freien Land, zu Toleranz unter den Religionen und zum Respekt vor dem, wie unterschiedlich Menschen fühlen und lieben. Für mich ist das die Voraussetzung, dass Zusammenleben in einer Gesellschaft gelingen kann, die so bunt ist wie nie zuvor. Ich sehe jedenfalls keine Alternative. Ich muss wissen, was mir wichtig ist, was meine Identität ausmacht. Und ich darf erwarten, das andere respektieren, was mir heilig ist. Und umgekehrt ganz genau so. Davon hat König Harald gesprochen, für so eine Gesellschaft will er in Norwegen König sein. Seinen Landsleuten hat das gefallen. Über das Internet hat sich seine Rede in Windeseile millionenfach verbreitet.

Hiobsbotschaften verbreiten sich schnell. Wenn bei einem Attentat viele unschuldige Menschen in den Tod gerissen werden. Oder als ein schweres Erdbeben Mittelitalien erschüttert hat und von ganzen Dörfern nur noch Schutt und Asche übrig sind. Innerhalb kurzer Zeit weiß die ganze Welt darüber Bescheid.

Gute Nachrichten haben es schwerer. Um so mehr freut es mich, wenn so eine wahr genommen wird. Unsere Welt besteht nicht nur aus Terror und Katastrophen. Es gibt schöne Erlebnisse, über die wir uns freuen können. Darüber zu sprechen, tut gut. Und es macht Mut.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22796
weiterlesen...