SWR2 Wort zum Tag

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Geld regiert die Welt. Eine Binsenweisheit. Die für die meisten Menschen vor allem dann ganz handfest Bedeutung gewinnt, wenn das Portemonnaie leer ist. Geld regiert nicht nur die Welt, so lautet eine These des Theologen Thomas Ruster, Geld ist die neue Reli-gion. Denn Geld ist nicht nur einfach ein neutrales Tauschmittel. Geld ist schon längst zur »alles bestimmenden Wirklichkeit«, zum menschengemachten Gott aufgestiegen. Schon Martin Luther schrieb sinngemäß: »Woran du dein Herz hängst und worauf du dich darauf verlässt, das ist eigentlich dein Gott.« Und heute hängen viele am Geld, ma-chen es zu ihrem Gott.
Kein Wunder, dass das Christentum von Anfang an der richtige Umgang mit Geld be-schäftigt. Mit unterschiedlichen Auswirkungen. Manchmal setzten selbst die Kirchenfürsten das Geld an die Stelle Gottes. Aber es gab auch Menschen, die sich vom Geld radikal abwandten. Heute ist klar: Wir leben mit dem Geld. Die Frage bleibt: Aber wie?
Wie ein Kommentar zu dieser Frage liest sich ein kleines Dokument, dass die deutschen Katholiken herausgegeben haben. Es fragt, was Menschen mit ihrem Geld machen sol-len, damit es nicht zum Religionsersatz wird, damit es nicht über viele Umwege Gewalt und Terror finanziert, damit es nicht allein den Gewinn der Banken und der Aktionäre steigern soll. Ganz naiv gefragt: Lässt sich Geld zähmen? So, dass es nicht zu einem Gott wird?
Ganz einfach eigentlich. Das Prinzip heißt: Geld darf arbeiten, aber es steht nicht an erster Stelle. Die Katholiken schlagen vor, das Geld für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung arbeiten zu lassen. Wie sieht so ein christlich geprägtes ethischen Investment aus? Drei Fragen helfen bei der Suche nach ethischen Geldanlagen. Erstens: Fördert die Geldanlage das Leben der Menschen, die Bewahrung der Schöpfung sowie die internationale und intergenerationale Gerechtigkeit? Zweitens: Sorgt das Geld dafür, dass arme Menschen unterstützt werden, dass sie sich nicht umsonst um bessere Lebensbedingungen bemühen? Drittens: Finanziert die Geldanlage Unternehmen, die ganz konkret den Menschen, der Umwelt und den Volkswirtschaften gerade auch in Entwicklungs- und Schwellenländern zu Gute kommen?
Konkret heißt das: Geld, dass der Armutsbekämpfung etwa durch Kleinstkredite dient, Geld, das Umwelttechnologien zu Gute kommt oder Unternehmern, die sich ethisch, sozial oder familienfreundlich engagieren, solches Geld ist gut angelegt.
Sicher: Ethisches Investment ist nur etwas für Leute, die auch etwas anzulegen haben. Viele andere, auch hier in Deutschland, kämpfen darum, Monat für Monat über die Run-den zu kommen. Aber wer etwas Geld hat, für den muss es wichtig sein, aus Geld ein Mittel und keinen Selbstzweck, keinen Gott, keine Religion zu machen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2253
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