Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Morgen ist es soweit: Das Heilige Jahr beginnt! Papst Franziskus hat es ausgerufen als ein außerordentliches Jahr der Barmherzigkeit.

„Barmherzigkeit“ – darüber kann man fromme Bücher schreiben, philosophische Seminare abhalten oder in Talk-Shows mehr oder weniger Gescheites von sich geben. Das aber ist nicht gemeint mit dem „Jahr der Barmherzigkeit“.

Ein Blick ins Neue Testament genügt. Für Jesus ist Barmherzigkeit etwas ganz Konkretes, ja Handgreifliches! Im Matthäusevangelium erklärt er, worauf es einzig und allein ankommt: „Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen.“ (Mt 25, 35-36)

Die christliche Tradition fügte diesen sechs Werken der Barmherzigkeit schon früh ein siebtes hinzu: das Gebot, die Toten zu begraben.

Das Programm Jesu ist also knapp, konkret und unmissverständlich. Da gibt es nichts zu diskutieren, zu interpretieren, behutsam abzuwägen.

Was sollen wir tun? Hungrige speisen, Durstige tränken, Fremde beherbergen, Nackte kleiden, Kranke pflegen, Gefangene besuchen, Tote bestatten.

Natürlich haben Staat und Kirche professionelle Einrichtungen, die Menschen in Not beistehen. Und doch bleibt jeder Einzelne aufgerufen, sich in seiner Umgebung umzusehen; dort zu helfen, wo es ihm möglich ist.

Eine Kurzformel für Barmherzigkeit hatte auch Erich Kästner parat: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21031
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