Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute ist Buß- und Bettag. Was mit so einem Tag gemeint ist, steht in einer denkwürdigen Geschichte der Bibel.
Gott ist zornig. Weil die Menschen in der Stadt Ninive üble Dinge getan haben. In seinem Zorn schickt er den Propheten Jona in die Stadt. Der soll den Leuten ins Gewissen reden. Er tut es und - die Einwohner tun Buße. Um zu zeigen, dass es ihnen ernst damit ist, ziehen sie ihre normale Kleidung aus und gehen im wahrsten Sinne des Wortes in Sack und Asche. Darüber verraucht Gottes Zorn. Nur einer ist immer noch zornig, der Prophet Jona. Keine Strafe? kein Schicksalsschlag, der den Leuten richtig weh tut? So billig sollen die Leute davonkommen? Meint Jona. Das hab ich mir schon gedacht, dass Gott wieder mal gnädig und barmherzig, geduldig und von großer Güte ist!
Auch wenn Jona ihm nicht passt: er hat verstanden, worauf es Gott ankommt: dass die Menschen umkehren, nicht, dass sie an ihren Fehlern zugrunde gehen. Sie sollen immer wieder neu anfangen, das Richtige zu tun, immer neu nachdenken, was für alle am besten ist.
Worin die Bosheiten der Menschen in der Stadt Ninive genau bestehen, erfahren wir nicht. Spielt keine Rolle. Es geht darum, zu erkennen, was nicht in Ordnung ist. Damals wie heute. Auch heute kennen wir unsere Schwachstellen ganz gut. Da genügt in der Regel schon ein kurzer Hinweis, eine kleine Erinnerung.
Die Menschen in Ninive haben verstanden, dass es Sinn macht, umzukehren. Einen ehrlichen und gerechten Weg miteinander zu gehen. Es ist gut für jeden einzelnen und für die Gemeinschaft. Jeder weiß, dass es dumm ist und doch irgendwann herauskommt, wenn man gegen grundlegende Prinzipien verstößt. Wenn man etwa ein Fußballturnier kauft oder Abgaswerte manipuliert oder Flüchtlinge unmenschlich behandelt.
Entscheidend ist, das alles nicht länger unter den Teppich zu kehren, sondern endlich Konsequenzen zu ziehen. Das nennt man dann Buße oder ganz wörtlich übersetzt: Umkehr. Kehrt um, wenn ihr in einer Sackgasse steckt. Wendet euch davon ab, andere ungerecht zu behandeln. Wer sich dazu überwinden und umkehren kann, darf sich der Nähe Gottes sicher sein: gnädig und barmherzig, geduldig und von großer Güte.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20905
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