SWR2 Wort zum Tag

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Ich glaube nicht an Gott! Das höre ich immer mal wieder. Nicht nur von überzeugten Atheisten. Es gibt auch viele Leute, die einfach zweifeln oder skeptisch sind. Thomas, ein guter Bekannter, ist so einer. Er hinterfragt alles und sein Kopf läuft immer auf Hochtouren. Und das ist jschlecht.
Wenn ich aber alles hinterfrage, komme ich irgendwann überhaupt nicht mehr zu einer Entscheidung. Gerade wenn es um Dinge geht, die sich nicht zweifelsfrei beweisen lassen. Zum Beispiel eben der Glaube.
Da kann es passieren, dass ich mich im Kreis drehe. Ich erreiche den Punkt einfach nicht, an dem sich das Für und Wider endlich auflöst. Eine klare Antwort auf die Frage ob ich glauben soll oder nicht, ist durch reines Denken schwer zu erreichen.
Der Glaube ist eine Möglichkeit - und damit bleibt er eine wacklige Sache. Aber wenn ich nicht bei dem stehen bleiben will, was ich definitiv wissen kann, muss ich vielleicht doch einen Schritt mehr wagen. Glaube kann dann bedeuten, dass ich wie bei einer Wette darauf setzte dass die Möglichkeit besteht.

Es gibt eine jüdische Geschichte, die mich in ihrer schlichten Art fasziniert und sogar einlädt zu glauben: „Ein Zweifler ging einmal zum berühmten Rabbi Barditschewer. Er wollte dem Rabbi zeigen, dass sich die Wahrheit seines Glaubens nicht beweisen lässt. Als er das Zimmer des frommen Mannes betrat, lief dieser mit einem Buch in der Hand auf und ab. Der Rabbi beachtete den Zweifler zunächst kaum. Schließlich blieb er stehen und sah seinen Gast kurz an und sagte: „Vielleicht ist es aber wahr.“ Dieser kurze Satz brachte den Zweifler völlig aus der Fassung. Doch Rabbi Barditschewer sprach noch weiter. Er sagte: „Alle Leute, mit denen du über den Glauben diskutiert hast, haben ihre Worte an dich verschwendet. Du hast sogar über sie gelacht. Sie haben dir Gott uns sein Reich nicht auf den Tisch legen können, und auch ich kann es nicht. Aber, mein Sohn, bedenke: Vielleicht ist es wahr.“

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