SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Am Montag geht die Schule wieder los. Für viele beginnt nach den Ferien, nach dem Sommerurlaub etwas Neues. Ein neuer Job vielleicht, eine Ausbildung oder die Zeit in einer neuen Schule. Da sind die letzten freien  Tage oft schon nicht mehr so ganz unbeschwert. Es gibt so einiges vorzubereiten, zu organisieren: Wie werden die Kinder betreut sein beispielsweise. Oder wie komme ich an diesen neuen Ort, der künftig für mich von Bedeutung sein wird. Und den ersten Tagen dort sieht man schon mit sehr gemischten Gefühlen entgegen.
Einerseits freut man sich, ist gespannt und neugierig auf das, was einen erwartet. Neue Menschen werde ich kennenlernen. Menschen, die bisher ähnlich wie ich gelebt haben, aber auch solche, die ganz andere Lebenserfahrungen haben. Die in manchen Dingen anders als ich denken. Die anderes wissen als ich. Ich freue mich auf diese Begegnungen, weil sie mich bereichern können und meinem Leben sogar eine neue Richtung geben können. Manchem Gewohnten bin ich, wenn ich ehrlich bin, auch einfach entwachsen. Und es gibt auch einiges, was ich ganz gern endlich hinter mir lasse: Dinge, die mir schwer gefallen sind, die ich nicht vermissen werde. Vielleicht das schwierige Verhältnis zu einem Menschen. 

Aber auf der anderen Seite kann Wehmut aufkommen. Nicht selten weiß man eine Zeit erst richtig zu schätzen, wenn sie zu Ende gegangen  ist. Menschen hat man lieb gewonnen und sie sind einem wichtig gewesen.
So viel Vertrautes lässt man hinter sich. Natürlich geht es einem genau so, wenn das Neue das Ende des Berufslebens bedeutet. Es sind so viele kleine und größere Abschiede, die einem in der Summe das Leben schon ganz schön schwer machen können.  
Aber unser Leben ist nun mal Veränderung vom Anfang bis zum Ende. 
Durch Veränderungen entwickeln wir uns, körperlich und geistig. Und gelangen so von einem Lebensabschnitt zum anderen. Dabei ist jeder Lebensabschnitt eine neue Herausforderung, weil ich eine vertraute Umgebung verlasse, Neues lernen muss.
Doch um wirklich für Neues offen sein zu können, muss ich Vergangenes loslassen können. Auch wenn es weh tut.Dabei hilft es mir, wenn ich den Abschiedsschmerz auch wirklich zulasse. Und dann in Ruhe zurückschaue auf das Vergangene. Vieles habe ich erlebt, das mir viel bedeutet hat, mir Freude gemacht hat. Dafür bin ich dankbar.  
Und ich muss mich davor hüten, mich gleich zurückzuwünschen, wenn's am Anfang schwierig ist, wenn sich manches noch etwas fremd anfühlt.
Nur dann bin ich wirklich frei für neue Aufgaben und Begegnungen.
In jeden neuen Lebensabschnitt nehme ich mich selbst mit, meine ganze Persönlichkeit, mein Wissen und meine Erfahrungen. Das finde ich beruhigend und spannend zugleich.

 Und wenn Sie in diesen Tagen etwas Neues beginnen, dann wünsche ich Ihnen alles Gute dazu!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20467
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