Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Da hab ich einen Schutzengel gehabt.“ Die Redewendung mag ich. Vor wenigen Tagen habe ich wieder mal an diesen Schutzengel gedacht. Da hat es unseren Sohn getroffen. Er ist mit dem Fahrrad unterwegs gewesen – und gestürzt. Mitten in der Nacht haben wir ihn geholt und ins Krankenhaus gebracht. Zum Glück ist er mit einem blauen Auge davongekommen. Ein paar Platzwunden, ein dicker Brummschädel, ein angeschlagener Zahn. Er hat wirklich einen Schutzengel gehabt.

Immer noch denke ich, was ihm noch alles hätte passieren können. Ich kann mir leicht viel Schlimmeres ausmalen. Und ich bin dankbar, dass es nicht mehr war.

Doch das mit dem Schutzengel ist so eine Sache. Denn das Schlimmere, vielleicht sogar das Schlimmste passiert immer wieder. Gerade im Verkehr. Im letzten Jahr haben sich 400.000 Menschen auf der Straße verletzt. Fast 3.500 Menschen starben sogar bei Unfällen im Straßenverkehr. Wo ist da der Schutzengel?

Schutzengel finde ich eine gute Sache – wenn alles glimpflich ausgeht. Die Rede vom Schutzengel macht mir deutlich, dass nicht alles in meiner Hand liegt. Zum Beispiel im Verkehr. Immer wieder kommt es da zu gefährlichen Situationen. Ein Auto nimmt mir die Vorfahrt oder ich bin selbst unvorsichtig unterwegs. Es ist kaum zu glauben, wie wenig da passiert. Da habe ich den Eindruck: Da hat mich ein Schutzengel bewahrt.

Aber wenn dann doch etwas passiert, ist klar: Allein der Schutzengel reicht nicht aus. Es ist nötig, dass ich selbst aufpasse, dass ich vorsichtig bin, dass ich Rücksicht nehme. Und ich kann nur hoffen, dass auch alle anderen aufpassen. Wenn das passiert – und nichts passiert, dann rede ich gerne vom Schutzengel.

Ich hoffe, dass Sie heute, egal wo und wie Sie unterwegs sind, nachher sagen können: Da hab ich einen solchen Schutzengel gehabt.

 

 

 

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