SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Was immer du tust, tu es mit einem Lächeln!“ – diese Weisheit stammt aus Sri Lanka, dem früheren Ceylon. Ich denke spontan an den Dalai Lama – diesen sympathischen Menschen in den schlichten Sandalen und mit seinem freundlichen Lächeln. 80 Jahre alt ist er in diesem Monat geworden (06. Juli).

Und er hat sein Lächeln nicht verloren, weil er immer noch zuversichtlich ist, dass er es noch erlebt, dass der Konflikt mit China um seine tibetische Heimat gelöst wird. „Ich kenne keine Feinde. Es gibt nur Menschen, die ich noch nicht kennengelernt habe“ – das hat er bereits vor vielen Jahren dem Fernseh-Journalisten Franz Alt gesagt. Und lächelnd hatte er hinzugefügt: „Selbstverständlich bete ich auch für die kommunistischen Führer in Peking.“ 

Der Dalai Lama ist davon überzeugt: Alle Menschen sind sich darin gleich, dass sie glücklich sein wollen und sich wünschen, Leid zu vermeiden. Er ist ebenfalls davon überzeugt, dass alle Menschen ursprünglich auf Liebe, Güte und Zuneigung hin angelegt sind. Vorbilder seien für ihn Mahatma Gandhi und Jesus in ihrem unbedingten Willen zum Frieden, in ihrer Feindesliebe, in ihrer Toleranz gegenüber allen Menschen, egal welcher Religion sie angehören. 

Für den Dalai Lama gilt: Unabhängig davon, ob wir einer Religion angehören oder nicht – wir haben alle eine ursprüngliche, menschliche, „ethische Urquelle“ in uns, sie ist uns angeboren. Dieses „ethische Fundament“, diesen „ethischen Kern“ gilt es zu pflegen. Er ist in allen Religionen und Kulturen angelegt und hat einen Namen: Die „Goldene Regel“: „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen!“ (Matthäus 7,12) 

Es ist wirklich interessant, dass alle Religionen in ihrem Ursprung und unabhängig voneinander die „Goldene Regel“ gemeinsam haben. Und was mich daran besonders fasziniert, ist, dass Jesus die „Goldene Regel“ einfach übernommen hat. Eigentlich eine einfache und lebbare Botschaft. 

Was kann ich tun? – Mich selbstkritisch fragen: Was verletzt mich? Worunter leide ich? Und die „Goldene Regel“ vor Augen: Kann ich, will ich wirklich dem anderen etwas antun, was für ihn negativ ist, was ihn verletzt – etwas, was mir selbst zuwider ist? 

Richtig leben hieße dann: Jetzt und heute leben, ohne jemandem zu schaden, einfach und mit Rückgrat, um ehrliches Mitgefühl bemüht – und das gelegentlich mit einem Lächeln, das von Herzen kommt. 

Franz Alt, Der Appell des Dalai Lama an die Welt -

Ethik ist wichtiger als Religion, Verlag Benevento,Salzburg 2015

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20238
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