SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Woran glauben Sie?“ – hat eine Stuttgarter Zeitung ihre Leser gefragt. Eine Travestiekünstlerin hat geantwortet: „Ich glaube, dass es eine übergeordnete Macht gibt, der wir uns verantwortlich zeigen sollten, die manche Gott, andere anders nennen….“ Ein Sportdirektor hat geantwortet: „Ich glaube, dass es sich lohnt, alles im Leben so gut wie möglich zu tun und alle Dinge mit Herz und Leidenschaft anzupacken.“ Ein Model hat geantwortet: „Ich glaube daran, dass jeder für sein eigenes Glück verantwortlich ist.“ Der Autor vom Äffle und Pferdle aus dem Fernsehen hat geantwortet: „Theoretisch glaube ich dem Sprichwort `Glaube nicht alles, was du denkst!´ In der Praxis glaube ich mal zu viel und mal zu wenig.“
Ganz verschiedene Antworten. Fast unüberschaubar. Eines habe ich begriffen: Was wir Menschen persönlich glauben, hat mit unserer Lebensgeschichte zu tun. Und die Lebensgeschichten der Menschen sind so bunt wie das Leben.
Was würde ich auf die Frage „Woran glauben Sie?“ antworten? Ich habe mich an eine Geschichte aus der Bibel erinnert. Ein Vater hat seinen kranken Sohn zu Jesus gebracht. Er hat ihm die Symptome beschrieben und dann gesagt: „Jesus, wenn du kannst, dann hilf uns! Hab doch Erbarmen mit uns!“ Darauf hat Jesus geantwortet: „Was heißt hier: ›Wenn du kannst‹? Wer glaubt, kann alles!“ Da hat der »Glaube(n)« meint das tiefe Vertrauen auf Gott.Vater des Jungen aufgeschrien: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ (Markus 9, 23-24). Mit anderen Worten: Hilf, dass mein Vertrauen so fest wird, wie es nötig ist. Für „Glauben“ und für „Vertrauen“ steht in der Bibel dasselbe Wort. An Gott glauben heißt, auf Gott zu vertrauen.
Was nehme ich aus dieser Geschichte für meinen persönlichen Glauben mit? Wohl dieses, dass ich auf die Frage: „Woran glauben Sie?“ antworten würde: „Glaube heißt nicht: Bestimmte Dinge für wahr zu halten, sondern auf Gott zu vertrauen und dann beherzt durch das Leben zu gehen und Erfahrungen zu machen. Und ich bin überzeugt: Gott hat Geduld auch mit denen, die sich mit dem Gottvertrauen schwer tun.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20162
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