SWR2 Wort zum Tag
SWR2 Wort zum Tag
Die Töpfe in unserem Haushalt tun nun schon seit 25 Jahren ihren Dienst. Wir haben sie – ganz klassisch – zur Hochzeit geschenkt bekommen. Mein Mann legte damals Wert auf beste Qualität – und ich muss ihm nachträglich Recht geben. Sie haben sich bewährt. Tag für Tag sind sie im Einsatz, halten große Hitze und heftige Dämpfe aus, und auch wenn manches darin schon angebrannt ist, haben wir sie immer wieder sauber bekommen.
So ein Kochtopf aus Edelstahl ist nicht gerade ein gängiges Symbol für eine Ehe. Für mich passt es trotzdem. Denn in einer Ehe geht es auch um solche Fragen: Wie halten wir den Belastungen des Alltags stand? Wie nützt sie sich nicht ab trotz ständiger Beanspruchung? Romantische Gefühle füreinander sind wunderbar , aber eben nicht immer da.
Eine Ehe beginnt mit einem gegenseitigen Versprechen „Ich will dich lieben, achten und ehren und dir die Treue halten, so lange ich lebe.“ Das sagen sich Mann und Frau bei einer kirchlichen Trauung zu, und sie legen so ein gutes Fundament für ihre Beziehung:
Dabei geht es nicht nur um ein einmaliges Versprechen sondern um eine Grundhaltung: sich umeinander zu bemühen und sich gegenseitig zu vertrauen. Nicht nur für sich zu leben, sondern den Austausch und die Verständigung zu suchen. Und dem andern immer wieder zu zeigen, dass er mir wichtig ist.
Sich die Treue zu versprechen heißt jedoch nicht, dass sich nichts verändern darf. Oder dass es immer harmonisch zugehen muss. Die gegenseitige Treue macht es möglich, ehrliche Auseinandersetzungen zu wagen, weil wir nicht befürchten müssen, dass damit gleich die Beziehung auf dem Spiel steht.
Treue heißt auch, es immer wieder miteinander zu versuchen – selbst nach Rückschlägen und Enttäuschungen. Dieser gute Wille ist sehr wichtig. Und doch kann eine Beziehung an Grenzen stoßen, die unüberwindlich erscheinen. Im Trauritus heißt es daher, „Gott wird das Gute, das er in euch begonnen hat, vollenden.“ Ich finde das tröstlich. Treue ist kein abstraktes Ideal. Wir leben sie in unseren menschlichen Bedingungen und wie leicht werden wir durch gegenseitige Verletzungen blind und fühllos füreinander. Aber wir dürfen darauf vertrauen, dass es in unserer Beziehung noch einen Dritten im Bunde gibt, nämlich Gott. Seine Liebe und Treue zu uns bleibt, was auch immer geschieht. Das macht es möglich, dass wir einander verzeihen.
Das ermutigt mich, auch nach Enttäuschungen wieder Vertrauen zu wagen.