Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Look at me, schau mich an“ so heißt eine Ausstellung im Domforum in Köln. Gezeigt werden zehn großformatige Porträts von jungen Leuten. Erst dachte ich, es seien Fotos, aber dann bemerkte ich, dass sie hie und da auch die Augen klimpern. Also es sind keine Fotos sondern Videos. Aber sie bewegen sich kaum, sie schauen mich nur an. Das besondere an diesen Jugendlichen: Es sind christliche, muslimische und jüdische Jugendliche. Und wer da wer ist, das kann man absolut nicht erkennen, weder an der Kleidung noch an der Hautfarbe oder der Art wie sie einen anschauen. Sie sehen aus, wie junge Leute bei uns in Deutschland eben aussehen. Blond, braun, schwarz, mit und ohne Brille. Sie tragen Pulli, Hemd oder T-Shirt, alles ganz normal. Sicher einer von Ihnen ist ein Farbiger, aber das ist ja mittlerweile auch normal – Gott sei dank.   

Diese Jugendlichen waren gemeinsam auf einer Freizeit. Gemeinsam haben sie Theater gespielt, Musik gemacht, getanzt und einfach Spaß miteinander gehabt. Eingeladen dazu hatte eine evangelische Jugendbildungsstätte. Betitelt hat sie das ganze Projekt mit dem schönen Namen: Abraham und Co. Ein guter Titel, erinnert er doch daran, das Juden, Christen und Muslime einen gemeinsamen Stammvater haben: Abraham. Bei allen Unterschieden, haben wir in ihm doch eine gemeinsame Wurzel. 

Und ich sehe mir die Gesichter dieser zehn Jugendlichen an, wie sie mich anschauen und ab und zu mit den Augen klimpern. Und obwohl sie nichts sagen, sprechen sie zu mir. Sie sagen mir: „Look at me, schau mich an, schau uns an, das sind wir: Die heutige Jugend. Christen, Muslime, Juden, Konfessionslose, Leute mit und ohne Migrationshintergrund. Gemeinsam sind wir jung und gemeinsam wollen wir Spaß haben.“ Und ich denke mir: So wie die Zehn mich hier ansehen, haben sie ein Recht darauf, dass sie hier bei uns in Deutschland in Frieden und Toleranz gemeinsam jung sein können. Dafür lohnt es sich auf die Straße gehen. Erzvater Abraham wird es sicherlich freuen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19297
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