SWR4 Abendgedanken

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Die Bibel ist sehr eindeutig, wenn es um die Hilfeleistungen für Fremde, für Flüchtlinge, geht: „Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott.“ So steht es im Buch Levitikus (Lev 19,34). Klarer und unmissverständlicher kann man sich wohl nicht ausdrücken. Du sollst den Fremden lieben wie dich selbst. Begründung: Du bist selbst ein Fremder in Ägypten gewesen – vergiss das nicht! Damit wird an eine alte Geschichte in der Bibel erinnert. Die Söhne des Erzvaters Jakob sind wegen einer Hungersnot nach Ägypten ausgewandert. Wenn man so will: Wirtschaftsflüchtlinge. Und als deren Nachkommen in Ägypten unterdrückt wurden, sind diese als politische Flüchtlinge wieder aus Ägypten geflohen. Mose hat damals das Volk aus Ägypten herausgeführt. Das Volk Gottes ist also immer wieder auf der Flucht. Flüchtling zu sein, gehört zu seiner Grunderfahrung. Und deshalb sind Hilfeleistungen für Flüchtlinge für die Bibel selbstverständlich.

Wem die alten biblischen Geschichten um das Volk Gottes zu weit weg sind, der sollte sich an unsere jüngere Geschichte erinnern. Die Leute aus dem Hunsrück, die im 19. Jahrhundert nach Amerika auswanderten, waren auch nichts anderes als Wirtschaftsflüchtlinge. Und die Deutschen, die in den 30er Jahren vor den Nazis ins Ausland fliehen mussten, waren politische Flüchtlinge. Berühmte Leute waren darunter: Berthold Brecht, Thomas Mann, Willy Brandt und viele viele andere.

Deshalb: Flüchtlingen zu helfen muss selbstverständlich sein. Als Christ, als Deutscher, als Mensch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19092
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