SWR2 Wort zum Tag

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Heute haben alle Namenstag, die Dominik/Dominique heißen. Ihr Namenspatron, der heilige Dominikus, ist im August 1221 gestorben, ca. 50 , Jahre alt, nach einem sehr spannenden Leben. Es war die Zeit im Mittelalter, in der unter den engagierten Christen die einen Orden gründeten und die andern Ketzer wurden. Der Grund: 1200 Jahre nach der Zeit Jesu hatte sich die Kirche in vieler Beziehung von ihren biblischen Anfängen entfernt. Papst und Kaiser kämpften um die Vorherrschaft, ebenso Fürsten und Bischöfe. Es gab große soziale Unterschiede, und Klöster und Klerus standen dabei längst nicht immer auf der Seite der Armen. Viele kannten sich kaum in der Bibel aus. Die Predigten und Gottesdienste waren oft entsprechend. Gleichzeitig wurden aber auch große Kathedralen gebaut, Zeichen eines beeindruckenden Glaubens und ebenso eines gewaltigen Strebens nach Größe. Auch neue theologische Denkgebäude sind entstanden in diesen Jahrhunderten. Und eben auch die unterschiedlichsten Bewegungen, die die Kirche reformieren wollten. Reformieren, also wieder näher an das Evangelium heranführen, an das Leben Jesu und die Lebensweise der Apostel und ersten Jünger. Einfach leben und für die Armen da sein, viel beten und sorgfältig Gottesdienst halten, sich nicht über andere erheben und engagiert das Evangelium verkünden – darum ging es fast all diesen Reformkräften. Die einen waren dabei radikaler, die andern gemäßigter und kompromissbereiter; die einen trafen auf ängstliche oder harte Päpste und Bischöfe, die andern auf kirchliche Würdenträger, denen selbst die Reform ein Herzensanliegen war. Unter diesen Umständen wurden dann – etwas schematisch betrachtet – die einen zu Ketzern, die im Namen ihres Glaubens die Kirche bekämpften, und die andern zu Trägern weitreichender Reformen.
In diesen Zeitumständen hat Dominikus gelebt. Er war Theologe, offenbar ein begnadeter Prediger, und hat vor allem in Südfrankreich viele Menschen erreicht. Dort hatten mehrere zu Ketzern gewordene Gruppen großen Erfolg, darunter die Katharer, von denen der Name Ketzer sich herleitet. Der Papst und der französische König zogen mit Gewalt gegen diese Gruppen zu Felde. Dominikus hingegen ging es um die geistige Auseinandersetzung und darum, durch das eigene Leben glaubwürdig vom Evangelium zu sprechen. Das tat er selbst unermüdlich und gründete dazu auch einen Orden, die Dominikaner. So war er zweifellos eine wichtige Gestalt im spannungsreichen Mittelalter.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1901
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