Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Guckt der Gott auch nach seinem Kind?“
Aus heiterem Himmel so eine Frage. Meine Tochter sitzt neben mir im Auto. Wir fahren nach Hause. Und dann sowas. Wie kommt sie darauf?
„Um Jesus?“, frage ich zurück und will Zeit gewinnen.
„Ja, das ist doch sein Kind.“
„Ach so. Ja, ganz bestimmt“, sage ich, „der ist ja auch immer bei ihm.“
„Und gibt der Gott dem Jesus auch was zu essen?“
Jetzt komme ich an meine Grenzen. So handfest habe ich noch nicht über Gott nachgedacht. Ich stelle mir Gott eher als gute Macht vor. So ähnlich wie Dietrich Bonhoeffer mal gedichtet hat: „Von guten Mächten treu und still umgeben.“
Das ist Gott für mich. Eine gute Macht, die mich umgibt und sich um mich sorgt. Also sage ich zu meiner Tochter: „Ich glaube, Gott und Jesus essen nicht.“
„Da müssen die aber ganz schön schlank sein“, sagt sie dann.
Ehrlich gesagt, hoffe ich, dass das Thema damit beendet ist. Aber meine Tochter hat noch eine Idee. „Ich hab’s: Die essen Zuckerwatte.“
„Zuckerwatte?“-
„Ja, die Wolken, die sehen doch aus wie Zuckerwatte. Und trinken tun die nur die Wasser.“
„Wenn es regnet, meinst du.“ –
„Ja, genau!“
Meine Tochter ist zufrieden und sieht aus dem Fenster.
Ich bin etwas ratlos. Dass Gott Zuckerwatte isst – kann ich das so stehen lassen? Aber vielleicht ist es gar nicht so wichtig, wie man sich Gott vorstellt.
Das Gedicht Bonhoeffers sagt auch nichts dazu, wie man sich Gott vorstellen muss.
„Von guten Mächten treu und still umgeben,
Behütet und getröstet wunderbar,
So will ich diese Tage mit euch leben
Und mit euch gehen in ein neues Jahr.“
Das ist doch eine schöne Aussicht für das nächste Jahr.
Ich blicke zu meiner Tochter rüber und freue mich, dass ich nicht weiter ausgequetscht werde.
Gott geht mit uns beiden in ein neues Jahr. Meine Tochter findet es schön, dass Gott im Himmel sitzt und Zuckerwatte isst. Vielleicht ein bisschen kindlich, diese Vorstellung. Aber ich finde, sie hat was!

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