SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Von heute auf morgen werden in Güls-Bisholder 20 junge Männer in einer alten, leerstehenden Gaststätte untergebracht. Allesamt Flüchtlinge aus Syrien und dem Iran. Güls-Bisholder ist ein kleiner Stadtteil von Koblenz. Er liegt ganz am Rande der Stadt und hat noch ein dörfliches Gepräge. Also 20 junge Männer, die vor Terror, Krieg und Verfolgung geflüchtet sind, auf einmal mitten im Dorf. Die Leute aus Bisholder gehen recht schnell auf die neuen Nachbarn zu. Natürlich sprechen die kein deutsch, aber englisch, und so klappt die Verständigung einigermaßen. Man beginnt erst mal mit konkreten Hilfen: Fahrräder werden zur Verfügung gestellt. Ein Besuch im Kleiderladen der Caritas organisiert, eine Frau gibt den Flüchtlingen Deutschunterricht und der Pfarrgemeinderat lädt zu einem Konzert mit anschließendem Essen ein. Es passiert ganz viel an Hilfe, Gespräch und Begegnung in dem kleinen Dorf.

Die Bibel ist sehr eindeutig, wenn es um die Hilfeleistungen für Fremde, für Flüchtlinge geht: „Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott.“ So steht es im Buch Levitikus (Lev 19,34). Klarer und unmissverständlicher kann man sich wohl nicht ausdrücken. Du sollst den Fremden lieben wie dich selbst. Begründung: Du bist selbst ein Fremder in Ägypten gewesen – vergiss das nicht! Die Söhne des Erzvaters Jakob waren wegen einer Hungersnot nach Ägypten ausgewandert: Wirtschaftsflüchtlinge. Und als politische Flüchtlinge sind die Israeliten unter Moses wieder raus aus Ägypten, weil sie dort unterdrückt wurden. Wem die biblischen Geschichten zu weit weg sind: Die Leute aus dem Hunsrück, die im 19. Jahrhundert nach Amerika auswanderten, waren auch nichts anderes als Wirtschaftsflüchtlinge. Und die Deutschen, die in den 30er Jahren vor den Nazis ins Ausland fliehen mussten, waren politische Flüchtlinge. Berühmte Leute waren darunter: Berthold Brecht, Thomas Mann, Willy Brandt und viele andere. Und die vielen vertriebenen Deutschen nach dem 2.Weltkrieg: Kriegsflüchtlinge. „Denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen.“

Ich bin froh, dass es in der Kirche viele Menschen gibt, die sich für Flüchtlinge engagieren. Vom Papst angefangen bis hin zu den vielen Initiativen vor Ort – so wie in Bisholder.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17911
weiterlesen...