SWR3 Gedanken

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„Für uns geht Gastfreundschaft eigentlich noch viel weiter, als dass man jemanden einlädt und sagt: Du kannst kommen. Eigentlich heißt Gastfreundschaft:
Die Tür ist auf und jeder und jede kann kommen, eben ohne dass ich ihn oder sie einlade.
Denn wenn ich erst einlade, dann heißt das ja, dass der andere fremd ist nicht wirklich, nicht ganz dazu gehört, nicht selbstverständlich. Aber für uns soll jeder wie selbstverständlich dazugehören erst dann ist volle Gastfreundschaft.“ So erklärt das ein Freund. Er ist Muslim.
Und jetzt im Ramadan ist Gastfreundschaft, jeden Abend bei jedem Fastenbrechen,
wenn die Sonne untergegangen ist, die vornehmste Pflicht jeder Familie und jeder Gemeinde.
Zum Iftar zum Fastenbrechen laden sie ein. Das Fasten ist für sie ein Zeichen: Muslime wollen und sollen verstehen, was Hunger bedeutet. Sie tun das für Gott, der alle Menschen miteinander verbindet und füreinander verantwortlich macht.
Wer viel hat, soll sich das Gespür dafür erhalten, was es bedeutet, weniger oder nichts zu haben. „Ich soll den Hunger kennen und ich soll die Hungrigen kennen“, sagen sie, „und meine Tür aufmachen und wissen meins ist ihrs. Denn es ist nur Zufall, wer viel hat und wer wenig.“
Das Fasten im Ramadan ist also viel mehr als eine disziplinarische Maßnahme gegen allzu selbstverständlichen Wohlstand. Es ist eine Art göttlicher Brückenbau, der die Menschen in unterschiedlichen Situationen neu miteinander verbindet: Arme und Reiche, Frauen und Männer, Fremde, Freunde und Familie. Und in dieser Zeit sollen sie sich versöhnen, denn Gott will Frieden unter den Menschen. Auch für uns Christen geht so: wahre Gastfreundschaft.
So ist jeder Tag im Ramadan für Muslime und alle die sich einladen lassen ein Fest.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17875
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