SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Kehr um und glaub an das Evangelium. So hieß es heute vor genau einer Woche, als in den katholischen Kirchen das Aschenkreuz ausgeteilt wurde. Mit Asche wurde ein kleines Kreuz auf die Stirn gezeichnet. Es hat nicht gehalten, aber das Wort, das damals gesagt wurde, bleibt. 

Es ist wie eine Überschrift über die Wochen der Fastenzeit. „Kehr um und glaub an das Evangelium“ Eine Ermahnung, oder sympathischer: eine Herausforderung. An das Evangelium glauben kann nämlich auch heißen: nicht immer weiterrennen sondern mich selbst unterbrechen, der Frage nicht auszuweichen: was ist mir eigentlich wirklich wichtig? So gesehen ist Fasten gar nicht mehr so dramatisch. Denn Fasten heißt schlicht: Verzichten. Nicht nur um abzuspecken. Verzichten auf Überflüssiges.
Zum Beispiel: auf dumme Sprüche, auf schnelle Antworten ohne Nachzudenken.
Fasten, egal mit welchen Mitteln heißt: Nüchtern werden im wahrsten Sinne des Wortes, die Sinne schärfen hellwachsein für das, was um mich herum passiert.Nichts ist nur schwarz und nichts ist nur weiß. Fasten heißt verzichten heißt leiser werden,behutsamer mit sich und anderen.

Differenzieren, sich nicht von Stimmungen leiten lassen, nicht allem nachzuplappern ist Originalton Jesu: "Kehr um und glaub‘ an das Evangelium."
Das kleine Kreuz vom Aschermittwoch bleibt unsichtbar auf der Stirn. Es ist eine Mahnung, dass alles vergänglich ist. Klar, aber auch eine Erinnerung an jemand, der für mich Vorbild bleibt. Der wusste, worauf es ankam. Es erinnert mich an den, der differenzieren konnte. Für den es nicht die Menschen gab, sondern ganz konkrete, einzelne. Und nachgedacht hat, bevor er den Mund aufgemacht hat. An ihn denken, an Jesus von Nazareth und ein bisschen mehr von ihm lernen, heißt für mich fasten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17130
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