SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Nächstenliebe – das ist so ein großes Wort.
Wie soll man denn diese vielen Nächsten lieben oder auch nur im Blick haben? Wie soll ich das schaffen? So viel Zeit habe ich nicht. Und so viel Kraft auch nicht.
Nächstenliebe – wie kann das gehen?
Wie das mit der Nächstenliebe gehen kann, hat Jesus in einer Geschichte erzählt:
Ein Mann wird in einer einsamen Gegend überfallen. Schwerletzt bleibt er hilflos liegen. Dann kommen nacheinander drei Männer vorbei. Drei Menschen, die helfen könnten.
Zuerst sehen zwei hoch angesehene Männer den Schwerverletzten. Haben sie Angst oder ist er ihnen egal? Haben sie zu viel anderes um die Ohren? Jedenfalls lassen sie ihn links liegen und gehen schnell weiter. Später kommt ein Ausländer zu dem Schwerverletzten. Ausgerechnet er bleibt stehen und hilft.
So weit die Geschichte, die Jesus erzählt hat. Am Ende hat er einen der Zuhörer gefragt: „Was meinst Du: wer von diesen dreien ist der Nächste gewesen für den, der überfallen worden ist?“ Der Zuhörer sagte: ‚Der, der sich um ihn gekümmert hat!’ Da sagte Jesus zu ihm: ‚Dann geh– und mach es ebenso!!“
Das finde ich eindrücklich!
Nur: hab ich dann nicht doch die Last der ganzen Welt am Hals?
Andererseits macht Jesus oft deutlich, dass nur EINER die Last der ganzen Welt am Hals hat. Und das ist Gott selbst. Er nimmt die Last derer auf sich, die Hilfe brauchen, und die Schwierigkeiten von denen, die helfen. Auch die Last derer, die nicht helfen.
Die Last der ganzen Welt, die ist Chefsache. Sache Gottes. Der eine Mensch, der geholfen hat, der hat nicht die ganze Welt saniert. Musste er auch nicht.
Aber für diesen einen Menschen in Not, über den er regelrecht drübergestolpert ist, für den hat er getan, was er konnte. Nicht weniger. Aber auch nicht mehr! Dann hat er ihn gut versorgt bei anderen Leuten gelassen und ist weitergegangen.
Wenn er später wieder bei einem vorbeigekommen ist, der Hilfe gebraucht hat, dann hat er für den wieder die Hände frei gehabt. Wenn viele sich so um einen anderen kümmern würden – dann wäre die Welt für viele besser.
„Dann geh“, hat Jesus deshalb gesagt, „– und mach es ebenso.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17006
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