SWR2 Wort zum Tag

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Das Allernötigste, das ich mitnehme auf meinem Weg durchs Leben – was ist das?
Der Krankenpfleger legte mir einen kleinen Koffer aufs Bett: „In diesen Koffer packen Sie dann das Allernötigste. Das, was sie in den nächsten 24 Stunden unbedingt brauchen!“ Auf dem Weg zu einer Operation wurde ich mit dieser überraschenden Aufforderung konfrontiert. Viel Platz hat es in diesem kleinen Koffer nicht gegeben. Gerade genug für etwas Wäsche. Ein Buch. Zahnbürste und Zahnpasta. Der Tipp von Martin Luther King ist mir da in den Sinn gekommen. „Nehmt nur eure Zahnbürste mit. Alles andere nehmen sie euch sowieso ab.“
Was also brauche ich wirklich, wenn ich mich aufs Allernötigste beschränken muss? Wenn es um die Dinge geht, die ich mitnehme, wenn ich mich auf einen Weg mache, auf eine Reise, auf eine Wanderung, mag das noch einfach sein. Das meiste kann ich mir zur Not auch unterwegs beschaffen.
Die Erfahrung auf dem Weg zur Operation – für mich ist sie ein schönes Bild für die viel größere Frage:  Was ist für mich das Allernötigste auf dem Weg durchs Leben? Was trägt, was nährt mich? Gerade dann, wenn nicht mehr alles so glatt und einfach vor sich gehen will? Menschen gehören zuallererst dazu. Menschen, denen ich in Freundschaft oder in Liebe verbunden bin. Dazu gehören aber auch Erinnerungen. Erinnerungen an Feste. An Begegnungen. An Worte, die mir zu Herzen gegangen sind. Worte, die mich aufgebaut haben. Mein Glaube gehört für mich dazu. Mein Glaube an eine Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit. Mein Glaube, dass ich für andere wertvoll bin, ohne dass ich das ständig nachweisen und begründen muss. Mein Gottesglaube.
Auch von Jesus ist eine Packliste des Allernötigsten überliefert. Zu seinen Jüngern sagt er einmal: „Ihr braucht kein Geld. Keine Tasche. Kein Brot. Höchstens ein Ersatz-Hemd. Und euren Wanderstab.“ (Markus 6,8-9) Diese Antwort umfasst nicht einfach eine Notration für Jünger unterwegs. Es ist eigentlich eine Aufforderung zum Gottvertrauen. Gott lässt mich nicht darben. Was ich brauche, das fällt mir zu. Irgendwie. Ich muss nicht ständig auf Nummer sicher gehen.
Ich weiß, so einfach verschwinden die Sorgen nicht, dass mir am Ende Entscheidendes fehlen könnte. Trotzdem will ich nicht anders leben als im Vertrauen, dass da noch einer mitgeht. Und dass ich sicher sein kann, dass ich das wirklich Allernotwendigste im Leben nicht entbehren muss.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16965
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