Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Ein Jahr vor dem 2.Weltkrieg schrieb der Schriftsteller Jochen Klepper: „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern. Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein“. In Wirklichkeit war noch lange kein Tag in Sicht. Im Gegenteil. Die lange Nacht der Nationalsozialisten stand 1938 gerade erst bevor.

Jochen Klepper selbst war als Schriftsteller noch erfolgreich, aber seine jüdische Frau und deren Töchter hatten nichts mehr zu lachen. Da er sie sehr liebte, war auch sein Glück dahin. In dieser aussichtlosen Zeit schrieb er „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern“. In vielen Gegensatz-Bildern drückt der Dichter seine innere Spannung aus aus: Nacht und Tag, Weinen und froh sein, Dunkel und Hell. Hier singt einer verzweifelt - von einer Hoffnung mitten in der Verzweiflung. Er singt vom Morgenstern im Dunkel. Er will nicht aufgeben. Er will hoffen und glauben, dass der Wahnsinn ein Ende haben wird. Und das bringt er auf den Punkt: Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt…Das ist die Weihnachtshoffnung! Gott will bei denen sein, die Leid tragen und kein Licht sehen.

Jochen Klepper glaubte und hoffte zutiefst auf Gottes Licht im Dunkel. Aber als sich die äußere Lage immer verschlimmerte, hat er gehandelt und zusammen mit seiner Familie den Tod gesucht. Ein verzweifelter, vielleicht auch mutiger Ausweg, über den niemand urteilen sollte.

Uns aber hinterließ er Worte, die von einem tiefen Glauben erzählen. Das traurige Ende seiner Familie trägt uns auf, mit Gottes Licht für Frieden und Gerechtigkeit zu kämpfen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16713
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