Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Ich bin dann mal weg“, sagen jetzt viele… und machen sich auf den Weg. Zu Fuß. Sommerzeit ist Wanderzeit. Es muss ja nicht der berühmte Jakobs-Pilgerweg sein, auch hier in der Heimat gibt es genug zu entdecken.
Mein Weg führt mich über eine Autobahnbrücke hinüber in den Wald. Für ein paar Augenblicke bleibe ich auf der Brücke stehen und schaue hinunter: Autos rasen in beide Richtungen.
Wenn man selber drin sitzt, merkt man es nicht so, aber hier oben auf der Brücke, mit etwas Abstand, kommt es mir irre vor, als wären alle gejagt oder auf der Flucht.
Hinter der Autobahn steigt die Böschung steil an, der Fußgängerweg schlängelt sich den Hang hinauf und verliert sich dann im Wald.
Der Weg, den man Schritt für Schritt zurücklegen muss, das ist ein uraltes Gleichnis für unser Leben. Im Zeitalter der rollenden Räder und der Düsentriebwerke droht es in Vergessenheit zu geraten.
„Schmal ist der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind’s, die ihn finden“, so hat das Jesus in der Bibel gesagt. Ein hartes Wort, ich weiß, aber auf unseren modernen Autobahnen mit ihrem rasenden Verkehr kann ich diesen Weg nicht finden. Wohl aber abseits der Straßen, auf manchem schmalen Pfad: Rechts und links Gebüsch, Dornen, Brennnesseln, Heckenrosen.
Auf solchen Pfaden muss man auf jeden Schritt achten. Und es geht nur langsam voran; steil hinauf, dann wieder bergab. – Oft ist es traumhaft schön, bisweilen aber auch öde und trostlos.
Immer wieder neue Ausblicke, bald hinter jeder Biegung. Das Ziel ist noch weit, aber man sagt, es sei dort traumhaft schön. Also gehe ich und hoffe, dass es stimmt!
Das Gleichnis vom Lebensweg, viele haben darüber nachgedacht. Auch Jesus. Alle kommen zu dem Schluss: Das Leben – das erfüllte, sinnvolle Leben findet man nicht, wenn man fährt, wo alle fahren und läuft, wo die Masse läuft. Und man erreicht sein Ziel auch nicht 180 Stundenkilometern, quasi auf der Autobahn oder als Überflieger. Man muss seinen Weg selber gehen, Schritt für Schritt. Es ist mühselig, aber wir werden dafür belohnt. Nicht erst am Ende, schon unterwegs.
Manchmal, wenn mein Weg besonders schön war, hab ich gedacht: Der Weg ist das Ziel. Aber, dann glaube ich es doch nicht. Es gibt noch ein Ziel, am Ende, ein endgültiges. https://www.kirche-im-swr.de/?m=1663
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