SWR2 Wort zum Tag

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Nach der großen Flut hat Gott versprochen, die Erde zu bewahren. Gilt diese Zusage noch?
„Ich will die Erde in Zukunft nie mehr zerstören!" Dieser Satz gehört für mich zu den stärksten in der Bibel. Es ist die Zusage Gottes nach dem Ende der großen Flut. „Meinen Kriegsbogen lege ich zur Seite", sagt Gott weiter. „Der Regenbogen soll euch daran erinnern."
Keine große Flut mehr. Und kein Krieg. Da muss ich immer wieder schlucken. Keine Woche in diesen Herbsttagen, ohne dass von neuen Überflutungen berichtet wird. Von Tornados. Von Hungerkatastrophen. Keine Nachrichten, ohne die Bilder aus Syrien. Aus Afghanistan. Dabei weiß ich: Von vielen kriegerischen Auseinandersetzungen bekommen wir gar nichts mit.
Keine Flut mehr? Und kein Krieg? Hat Gott hier zuviel versprochen?
Eine Antwort könnte sein: An vielen Naturkatastrophen sind wir Menschen beteiligt. Oder sogar selber schuld. Wenn Wälder abgeholzt werden. Wenn Wasser nicht mehr ablaufen kann, weil der Boden zubetoniert wird. Dann können wir die Folgen nicht Gott in die Schuhe schieben. Und für die Kriege sind ohnedies wir Menschen verantwortlich.
Warum hast du dein Verspechen nicht eingelöst, Gott! Ich kann diese Frage nicht beiseite schieben. Ich muss das mit meinem Glauben aushalten. Möchte es Gott aber immer wieder ins Ohr schreien. Gott wird mir in diesen nicht eingelösten Zusagen frag-würdig. Aber ich werfe meinen Glauben nicht weg. Ich vertraue darauf, dass Gott diese vielen unsinnigen und ungerechten Opfer auch vor Augen hat. Und dass die Zukunft zumindest für einen Teil von ihnen, das einlöst, was ihnen die Gegenwart vorenthält.
Übrigens: In der Zusage Gottes nach der Flut findet sich noch ein Satz: „Solange es diese Erde gibt, geht alles weiter: Säen und Ernten. Kälte und Hitze. Sommer und Winter. Tag und Nacht." Das stimmt doch! An diesem Satz halte ich mich fest. Es geht weiter. Wir haben Zukunft. Und was uns nicht gelingt, wird vielleicht unseren Kindern möglich sein.
Dass ich hoffen kann auf eine bessere Zukunft, ist eines. Aber es löst meine Fragen an Gott nicht einfach auf. Die bleiben bestehen, in den Fluten und Kriegen von heute. Ich kann mich nicht abfinden damit, was alles passiert . Und muss es  auch nicht.
Sie ächzt und stöhnt bisweilen sehr, unsere Erde. Aber vielleicht wird gerade aus diesem Ächzen und Stöhnen Neues geboren. Ich bin sicher: Gott hält, was er uns Menschen versprochen hat: Die Erde hat Zukunft!"

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16145
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