SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Herzlichen Glückwunsch, liebes Arbeitsamt.
Herzlichen Glückwunsch zu Deinem 376. Geburtstag.
Hätte ich gar nicht gedacht, dass es Dich schon so lange gibt.
Aber tatsächlich wurde genau heute
vor fast vierhundert Jahren in Paris das erste Arbeitsamt eröffnet:
als eine Art Vermittlungsbüro
zwischen Arbeitsuchenden und Arbeitgebern.
Okay, seit damals hat sich der
Name des Geburtstagskindes oft geändert:
In Paris hieß das damals „Büro für Adressen“;
bei uns sagt man heute „Agentur für Arbeit“.
Aber das Problem ist immer gleich geblieben:
Menschen suchen Arbeit.
Da bleibt mir der Glückwunsch fast im Halse stecken:
Denn eigentlich ist das ja schlimm, dass wir
dieses dicke gesellschaftliche Problem nicht in den Griff bekommen.
Bei anderen Problemen waren wir erfolgreicher:
Ansteckende Krankheiten zum Beispiel,
die vor vierhundert Jahren noch lebensgefährliche Epidemien wurden, sind praktisch ausgerottet.
Aber bei der Arbeitslosigkeit, da hakt es irgendwie –
auch wenn die Quote jetzt gerade ein bisschen runtergeht.
Oder haben wir uns in Wahrheit an die Arbeitslosigkeit gewöhnt?
Und haben uns damit abgefunden,
dass so viele Menschen ihren Lebensunterhalt nicht selber verdienen?
Und suchen deshalb nicht mehr nach Lösungen,
sondern tauschen nur noch Vorwürfe und Vorurteile aus:
Da wird dann behauptet,
die Arbeitslosen würden ja doch nicht wirklich arbeiten wollen.
Die Bibel sagt etwas ganz anderes zum Thema Arbeitslosigkeit.
Die Bibel sagt, dass Arbeit ein Menschenrecht ist
und dass jede Gesellschaft danach zu beurteilen ist,
wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht.
Und die Bibel sagt, dass Arbeit nicht erst dadurch wertvoll wird,
dass man auch Geld dafür bekommt,
sondern dass Engagement und Verantwortung entscheidend sind.
Das heißt: Die Gesellschaft muss sich um ihre Arbeitslosen kümmern,
und die müssen sich engagieren für die Gesellschaft.
Hoffentlich schaffen wir das im 377. Arbeitsamt-Jahr!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1609
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