SWR4 Abendgedanken

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Weil Wolken in unserer Gesellschaft nicht den besten Ruf hätten, hat ein Engländer die  „Gesellschaft der Wolkenfreunde" gegründet. Was es nicht alles so gibt!

Wenn ich mir' das richtig überlege, ist es inzwischen wirklich so, dass ein wolkenlos blauer Himmel zu einem Sinnbild für Glück geworden ist. Als wenn ein blauer Himmel automatisch einen schönen Tag garantiert! Ziehen Wolken auf, wie in den letzten Augusttagen und sinken die Temperaturen - heißt es gleich „der Sommer ist vorbei" - und die gute Stimmung ist dahin.

Wolken haben ein eher negatives Image.
Dabei können sie so schön, geradezu kunstvoll aussehen.
Die verschiedensten Wolkengebilde am Himmel: Die weißen, beschwingt dahin ziehenden Schäfchenwolken - die übrigens auf keinem Kinderbild fehlen dürfen -  die größeren, die sich auftürmen und manchmal zu dunklen Gewitterwolken werden...
Stimmungsvolle Landschaftsbilder ohne Wolken im unterschiedlichsten Licht - eigentlich undenkbar.

„Und Wolken gehören zu uns", hat der Schriftsteller Herrmann Hesse mal geschrieben, „sie sind irdisches Wasser, das einzige Stück Materie, das, unserem Auge sichtbar, emporsteigt.
Die Wolken teilen sich mit uns Licht und Dunkel, Wind und Wärme..."

Und außerdem, so finde ich, machen sie mir den Luftraum irgendwie sichtbar, vorstellbar: (Fliegt ein Flugzeug unter den Wolken hindurch oder über ihnen - das gibt mir wenigstens einen Anhaltspunkt.(Und Wolken sind ja irgendwie eine Fortsetzung der Erde).

Aus den Schilderungen der Bibel sind Wolken nicht wegzudenken. Sie stellen dort oft eine Verbindung zwischen Gott im Himmel, im unendlichen Raum und den Menschen auf der Erde her.
Im Alten Testament kommt Gott zu den Menschen in eine Wolke gehüllt - oder er spricht aus ihr: Etwa zu Moses, auf dem Berg Sinai, um ihm die
10 Gebote zu übergeben.

Wolken waren für die Menschen schon immer bedeutungsvoll und geheimnisvoll.

Auch wenn ich mich besonders im Urlaub über einen blauen Himmel freue, in vielen Regionen unserer Erde warten Menschen sehnsüchtig auf Regenwolken.

Und wenn sich hier bei uns nach einem heftigen Regen zwischen den Wolken ein kleines bisschen blau zeigt, wie hoffnungsfroh kann das wieder stimmen und wie viel mehr kann ich den Sonnenschein dann später genießen!

Das gilt auch im übertragenen Sinne. Manchmal ziehen im Leben dunkle Wolken auf, die mir das Leben schwer machen können. Manchmal, wenn ich Glück habe, ziehen sie schnell vorüber aber manchmal lassen sie es über mir ganz schön regnen.
Das Leben ist nun mal für die meisten Menschen nicht nur eitel Sonnenschein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16037
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