SWR4 Abendgedanken

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„Am liebsten geht er „schlungen", erzählt Benedikts Vater. Wenn Vater und Sohn um die Häuser ziehen und spazieren gehen, hat Mutter Elke Freizeit. Die beiden gehen dann ganz eng umschlungen durch die Straßen, „schlungen´", wie Benedikt es nennt.

Vor rund 30 Jahren wurde Benedikt als drittes Kind geboren. Benedikt kam gesund auf die Welt, alles schien in Ordnung. Doch mit der Zeit stellte sich heraus, dass das Kind eine schwere körperliche und geistige Behinderung hat.

„Ja, es war anfangs eine Herausforderung für uns als Familie", erzählt Benedikts Mama. „Und immer wenn wir mit Benedikt auf der Straße unterwegs waren, kamen Leute auf uns zu und fragten erstaunt, ob wir das nicht hätten verhindern können?"

„Und manchmal habe ich mich als Mutter dann auch gefragt, ob zwei Kinder nicht gereicht hätten? Heute weiß ich, Benedikt ist ein Segen für uns und was für einer!" Wie wunderbar daher sein Name das ausdrückt, „benedicere" ist lateinisch heißt „einander segnen". Heute ist Benedikt 30 Jahre alt. Er wohnt seit einigen Jahren  in einer kirchlichen Einrichtung für Menschen mit Behinderungen.

„Denn", so sagt seine Mutter, „uns ist es wichtig, dass er ein selbständiges Leben aufbaut. Irgendwann sind wir zu alt und können ihm wenig Abwechslung bieten."

In seinem neuen Zuhause fühlt sich Benedikt richtig wohl. Er hat  viele Freundinnen und Freunde. Am Wochenende ist er allerdings zu Hause.

Dass Benedikts Mutter nach seiner Geburt ihren Beruf als Richterin aufgegeben hat, bereut sie nur manchmal.

„Ich habe meinen Beruf zwar vermisst", sagt sie, „aber ich habe stattdessen die Elternstiftung Baden-Württemberg mitgegründet und heute bin ich dort Vorsitzende. Mit dieser Stiftung will ich Familien unterstützen, die wie wir Kinder mit Behinderungen haben. Ich möchte ihnen Mut machen, dass das Leben lebendig ist und viel mehr Facetten hat als Erfolg und Reichtum." Ein Leben ohne Benedikt will sie sich nicht mehr vorstellen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15680
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