SWR3 Gedanken

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Jesus war ein Mann. Na toll, welch eine Erkenntnis. Und er war einer der Männer, die die Welt verändert haben. Auch das wissen wir. Aber davon, welch' ein Mann der Mann Jesus war, davon wissen wir nicht so viel. Eigenartigerweise, denn da lässt sich aus der Bibel schon so einiges erfahren: Ein kräftiger Mann muss er gewesen sein, weil er als Bauhandwerker gearbeitet hat, also viel mit Holz und Stein zu tun hatte. Mit Händen, die zupacken können, aber auch zärtlich berühren, wenn er die Menschen geheilt hat. Der Mann aus Nazareth muss auch ein außerordentlich durchlässiger Mensch gewesen sein. Seelisch durchlässig, der die Schicksale, Ängste und Nöte anderer Menschen gespürt und in sich aufgenommen hat. Was ihn den Mann mitunter öffentlich weinen ließ. Oder schreien vor Schmerz, als er vom Tod seines Freundes Lazarus erfahren hat. Eigentlich nicht zu beschreiben seine Durchlässigkeit für Gott. Er muss sich dieser Größe die er Vater genannt hat, so geöffnet haben, dass er wie von innen geleuchtet haben muss. Er muss von Gott so durchdrungen gewesen sein, dass die Menschen ihn selbst für göttlich gehalten haben. Wenn er zum Beispiel vom Beten von seinen Rückzugsorten zurückkam. Aus den Bergen oder aus der Wüste, wo man so ganz bei sich sein kann und dem Himmel so nahe. Aber: Jesus konnte  in seltenen Fällen auch recht barsch und auch unnahbar sein. Oder zornig, bis zum Tische-Umschmeißen. Also auch sehr männliche Züge.

Sein wichtigstes Wesensmerkmal war aber geschlechtsübergreifend. War männlich und weiblich. Seine Art zu lieben.  Sie muss so stark, so tief, so radikal gewesen sein, dass bestimmte Menschen sich durch sie bedroht gefühlt haben. Und sie durch seinen Tod aus der Welt schaffen wollten. Dass sie das nicht geschafft haben, zeigt die Geschichte des Christentums. Oder besser noch: jeder Christ und jede Christin, die wirklich lieben.

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