SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Es wird immer schwieriger miteinander auszukommen. Kennen Sie nicht ein Rezept, nach dem man sich richten könnte?" hat mich jemand gefragt. Seine Ehe war anscheinend total zerrüttet.
Was sollte ich da antworten? Eine Zauberformel, die schlagartig Verhältnisse ändert - die habe ich auch nicht. Dabei wäre sie manchmal dringend nötig. Nicht nur für Eheleute. Manche haben sich so festgerannt, dass sie nicht mehr herausfinden aus den Vorwürfen und Verurteilungen.
Nein, eine Zauberformel habe ich nicht. Aber vielleicht geht es auch mit den folgenden vier Wörtern. Sie können wie ein Schlüssel sein. Sie heißen: „Es tut mir leid!"
Ich weiß, diese vier Worte auszusprechen ist nicht leicht. Manchmal braucht es einen langen Weg, ehe man das kann: Es tut mir leid. Ich möchte gerne, dass wir wieder besser miteinander leben und gut miteinander auskommen.
Es tut mir leid. Wer diese vier Wörter aus ehrlichem Herzen sprechen kann, der ist bereit , sich zu ändern. Und der andere sollte herauslesen: „Schau her, ich leide darunter, dass da etwas zwischen uns ist. Ich möchte die Kluft überbrücken. Ich bin bereit, die Schuld teilweise oder ganz auf mich zu nehmen. Ich hoffe, dass du diese Geste nicht zurückweist."
Und der andere? Kann man jemandem so einfach vergeben? Ich denke, auch da braucht es manchmal einen langen Weg. Ihn zu gehen, dazu hat Jesus die Menschen ermuntert. Auf die Frage „Wie oft muss ich einem Menschen vergeben?" hat er geantwortet: „Nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal." Und er hat an Gott erinnert, der immer bereit ist, einem Menschen zu vergeben, der ihn darum bittet.
„Darum", hat Jesus gesagt, „gib deinem Herzen einen Ruck und schlag ein in die ausgestreckte Hand. Fangt miteinander neu an."
So aufeinander zugehen zu können, das wünsche ich nicht nur Eheleuten, die es schwer miteinander haben. Ich wünsche es uns allen.

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