SWR3 Gedanken

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Ich finde, Eulen sind faszinierende Vögel. Sie jagen nachts und bewegen sich fast lautlos. Besonders hübsch finde ich das herzförmige Gesicht. Das kommt daher, dass um Schnabel und Augen herum weiße Federn in Herzform wachsen. Sie helfen der Eule beim Hören, denn die feinen Federn leiten schon leiseste Geräusche direkt in die Ohren.
Es gibt einen König im Alten Testament, der hätte auch gerne ein Herz, das beim Hören hilft. Er meint es aber anders als bei der Eule.
Er heißt König Salomo und steht ganz am Anfang seiner Regierungszeit. Da erscheint ihm Gott im Traum und sagt sinngemäß: „Wünsch dir was, Salomo, und ich werde es dir erfüllen." Salomo poltert nicht gleich los mit Reichtum und Gesundheit, sondern er überlegt gründlich. Und dann sagt er etwas, was mir nie eingefallen wäre, wahrscheinlich nicht einmal im Traum. Er sagt: „Gib mir ein Herz, das mir beim Hören hilft. Damit ich leichter das Gute vom Bösen unterscheiden kann und ein guter König werde." Beeindruckend, finde ich. 
Gott scheint nicht weniger beeindruckt zu sein. Und er antwortet Salomo: „Weil du gerade diese Bitte ausgesprochen hast und nicht um das Übliche gebeten hast, werde ich deine Bitte erfüllen." Und tatsächlich: König Salomo soll sehr weise gewesen sein. Und noch heute sprechen wir von einem „salomonischen Urteil", wenn etwas besonders gut gelöst wird. 
Manchmal habe ich das Gefühl, dass die heutigen „Könige" aus Politik und Wirtschaft auch gut so ein Herz gebrauchen könnten, das beim Hören hilft. Und oft genug wünsche ich es mir auch selbst, dieses „hörende Herz" wie bei König Salomo oder eben bei Eulen.

 

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