Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Eines hat mich in meiner Zeit in Amerika besonders beeindruckt. Immer wieder bin ich auf Menschen gestoßen, die es gewagt und riskiert haben, berufsmäßig alles hinter sich zu lassen und von einem Tag auf den anderen eine ganz neue Richtung einzuschlagen. Vom Manager zum Pfarrer. Von der Visagistin zur Sängerin. Von der Schulrektorin mit gesichertem Job zur Studentin. Alle sind ihrem Herzen gefolgt und waren sich sicher - das lohnt sich - das ist die richtige Entscheidung.
Amerikaner sind da ganz schön mutig, finde ich. Gerne wäre ich in manchen Dingen auch so wagemutig. Aber ich frage mich schon, wie können die sich ihrer Sache so sicher sein? Und einfach den Sprung ins Unbekannte wagen?
Die Bibel erzählt von jeder Menge solcher mutigen Leute. Von Abraham zum Beispiel. Mit seiner Großfamilie, vielen Verwandten und Tieren hat er sich ein Zuhause eingerichtet. An viel gefehlt, hat es ihm nicht. Trotzdem hat er eines Tages alles hinter sich gelassen. Weil er Gottes Stimme gehört hat: Geh weg von Zuhause in ein Land, das ich dir zeigen werde. (Gen 12,1). Und was macht er? In der Bibel steht da einfach: Da zog Abraham los. Er macht sich auf. Mit seinem engsten Familienkreis und ein paar Tieren. Alles andere lässt er zurück: sein Zuhause, seine Großfamilie, seine Sicherheiten. Stürzt sich ins Unbekannte. Allein auf Gottes Wort hin.
Und - Abraham ist angekommen. Er hat ein Leben gelebt, von dem er nicht zu träumen gewagt hatte.
Naja, könnte man einwenden - Abraham hatte es bei der ganzen Sache ja auch ein bisschen leichter. Schließlich hat Gott höchstpersönlich mit ihm gesprochen. Und so eine klare göttliche Entscheidungshilfe bekommt nicht jeder.
Das ist wohl so. Zu mir spricht Gott jedenfalls selten so deutlich. Vielleicht will ich auch nicht immer so genau hinhören. Wer weiß, was ich da alles zu hören kriege.
Trotzdem weiß ich - manchmal lohnt sich der Sprung ins Unbekannte. Oft gibt mir mein Herz dazu einen guten Tipp. Und - vielleicht spricht Gott ja gar nicht so laut und eindeutig. Vielleicht spricht er mehr durch die Stimme meines Herzens.
Wenn also eine große Veränderung ansteht, ist es vielleicht gut, auf die Stimme meines Herzens zu hören.

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