SWR2 Wort zum Tag

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Wenn Menschen sich Gedanken machen über ihren Tod, kann das sehr verschieden aussehen. Für mich ist einer der schönsten Texte dazu ein Gedicht von Marie-Luise Kaschnitz. Sie lässt Adam und Eva, das allererste Menschenpaar über den Tod reden und vor allem über das, was danach kommt. Als Eltern machen sie sich natürlich auch Gedanken über ihre Kinder und denken nach, was überhaupt so aus ihrem ganzen Lebenswerk wird. Es ist kein theologischer Text, aber wahrscheinlich hat auch der biblische Schöpfer von allem daran seine Freude. 

Wir müssen sterben
         Sagte Adam
                   Große Neuigkeit, sagte Eva spöttisch...
Hast du dir keine Gedanken gemacht? fragte Adam
         Was wir zurücklassen
ist unfertig und keinen Pfifferling wert...
- Jemand wird es schon fertig machen
Die Kinder, sagte Adam streng,
         sind träge und leichtsinnig
                   Sie wissen nicht was arbeiten heißt
Und werden elend zugrunde gehen
Es wird schon noch etwas aus ihnen werden, sagte Eva
         Und was wird aus uns fragte Adam
Wir bleiben zusammen
         Wir gehen zurück in den Garten
Sie  legte ihre Arme um Adams Hals
Und sah ihn liebevoll an
Ist er denn noch da der Garten?
         Fragte Adam erstaunt
Gewiss ... woher meinst du dass ich die Reben hatte
         Die ich dir gebracht habe...
                   Die Zwiebel der Feuerlilie
                            Und den schönen funkelnden Stein
Die Engel haben es mir über die Mauer geworfen...
         Wenn wir kommen rufe ich die Engel
                   Dann öffnen sie mir das Tor
Adam schüttelte langsam den Kopf
         Gerade dir, sagte er
         Dann fing er an zu lachen laut und herzlich 

Maria-Luise Kaschnitz über Adam und Eva und ihre Gedanken über den Tod und das Paradies.

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