SWR3 Gedanken

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„An Gott kommt keiner vorbei" - außer Libuda". Das stand der Legende nach an einer Litfaßsäule im Ruhrpott. Für die jüngeren Fußballfans unter uns: Stan Libuda war ein begnadeter Rechtsaußen von Schalke 04 in den siebziger Jahren. Und irgendein Fan von ihm hat dem missionarisch protzigen Werbespruch einer Kirche, dass an Gott eben keiner vorbeikomme, mit Stan Libuda widersprochen. Dem Dribbler, der sogar den lieben Gott schwindlig spielt. Fußball und der liebe Gott - eine innige Verbindung. „Hinten dicht und vorne hilft der liebe Gott" - so eine gern zitierte Fußballstrategie. Beim irregulären Tor Maradonnas im WM-Spiel 1986 gegen England erzielte nach eigener Aussage nicht er das Tor, sondern „die Hand Gottes." Der Torwart Toni Turek wurde vom legendären Kommentator zum Fußballgott erhoben als er mit seinen Paraden den WM Titel 1954 gewinnen half. Und überhaupt, der Fußballgott kommt vor allem dann ins Spiel, wenn es richtig dramatisch wird. Wie beim  Championsleague-Endspiel vor 3 Wochen das die Bayern so unglücklich verloren haben. Oh, du lieber Gott, was ist es nur, dass wir die Männer Dich bei unserer liebsten Sportart so gern ins Spiel bringen? Vielleicht, weil wir, wenn es über unsere Vorstellungskraft hinausgeht einfach eine höhere Macht brauchen, die das ganz Unerwartete, das Unerklärliche irgendwie erklärbarer macht. Vielleicht, weil wir, wenn unsere Enttäuschung grenzenlos oder unsere Freude unbeschreiblich ist, unsere Gefühle in ein Gefäß fassen müssen, das nicht von dieser Welt ist. Und vielleicht, weil wir bei Sieg und Niederlage, Hoffnung und Enttäuschung, Freude und Schmerz einen ersten und letzten Sinn brauchen. Wie alle Menschen, nicht nur wir Fußballer.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13177
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